11.05.2012

Smart Power

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Smart Power

Das Handy als politisches Instrument von Laurence Allard

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Nach dem Erdbeben in Haiti am 12. Januar 2010 wurden schon in den ersten Stunden Anrufe von Angehörigen vermisster Menschen, Anfragen über benötigte Unterstützung und Bitten um Hilfe registriert. Der auf Krisenkartografie spezialisierte Wissenschaftler Patrick Meier schloss sich mit dem kenianischen Programmierer David Kobia zusammen, der 2007 das System Ushahidi programmiert hatte – kenianische Bürger konnten damit Ausschreitungen nach den Wahlen melden. Unerwarteterweise bot sich das Werkzeug nun als Informationsplattform in Haiti an: Meier und Kobia stellten nämlich ein System auf die Beine, das von Mobiltelefonen abgesetzte Notrufe ihrer geografischen Herkunft zuordnet. Der Mobilfunkbetreiber Digicel zog nach und lieferte den Bewohnern von Haiti eine einheitliche Notrufnummer. Dadurch wurden hunderte Menschenleben gerettet.

Ushahidi ermöglichte es, mit geringen Mitteln die Hilfsmaßnahmen nach dem Erdbeben zu koordinieren. Aus dem ganzen Land liefen seinerzeit zahllose Meldungen zusammen: Vermisste, fehlendes Trinkwasser, fehlende Nahrungsmittel in Waisenhäusern, Gerettete et cetera. Zwei NGOs – Samasource und Crowdflower – übersetzten die SMS ins Französische, Englische und Kreolische; dann wurden sie von Freiwilligen an der Fletcher School of Law and Diplomacy im US-Bundesstaat Massachusetts – wo Meier arbeitet – ihrer Herkunft zugeordnet, überprüft und sortiert, dann kartiert und veröffentlicht. Ein junges Nonprofitunternehmen (InStedd), das auf die Datenverarbeitung in Krisensituationen spezialisiert ist, baute eine Schnittstelle, über die Helfer vom Roten Kreuz bis zu den US Marines die Notrufe und deren GPS-Koordinaten erhielten.

Diese bis dahin beispiellose Zusammenarbeit kenianischer Informatiker und der US-Armee spielte eine wichtige Rolle bei der Entscheidung des US-Außenministeriums unter Chefdiplomatin Hillary Clinton, seine Methoden zu überdenken. Die sogenannte smart power hat mittlerweile strategische Bedeutung erlangt. Während der vom ehemaligen Vizeverteidigungsminister Joseph Nye geprägte Begriff soft power („weiche Macht“) ein Bündel nicht zwingender, struktureller, kultureller oder ideologischer Einflussmittel beschreibt, umfasst Smart Power einen flexiblen Katalog diplomatischer, wirtschaftlicher, militärischer, politischer, rechtlicher und kultureller Werkzeuge, die der jeweiligen Lage angepasst werden. Ein weiterer Aspekt besteht darin, Hightechfirmen im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit von Staat, Markt und NGOs zu fördern. Die US-Diplomatie setzt mit dieser Strategie also auch auf ein neues Wirtschaftsmodell, in dem sich Handel und nichtgewinnorientierte Sparten ergänzen.

Digitale und mobile Telekommunikationsnetze sind dafür die geeigneten Instrumente. „Die technische Community hat interaktive Karten erstellt, mit denen wir den Bedarf ermitteln und Hilfsmittel gezielt einsetzen können“, sagte Hillary Clinton in einer Rede am 15. Februar 2011. Die digitale Kommunikation, so hatte sie schon im Januar 2010 erklärt,1 müsse dem Volk zugänglich gemacht werden, um Demokratie und Menschenrechte zu fördern. Dafür rief sie zur Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen auf, um die Macht der Kommunikationstechnologie zu nutzen und „in den Dienst unserer diplomatischen Ziele zu stellen“.

Charakteristisch für diese Herangehensweise ist das Projekt Commotion,2 das mit 2 Millionen Dollar finanziert wurde. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Plattform, die Aktivisten erlaubt, die Internetzensur zu umgehen – man erinnere sich an Ägypten, wo das Internet unmittelbar vor dem Sturz von Staatschef Husni Mubarak im Januar 2011 gekappt worden war. Begründer des Projekts ist der US-Internetpionier und Verfechter digitaler Freiheit Sascha Meinrath. Seine Idee war es, Laptops und Handys per WiFi zu verbinden und eine schnurlose Breitband-Infrastruktur zu schaffen, in der die Anonymität der Nutzer gewährleistet ist. So entstanden Anknüpfungspunkte zwischen der smart diplomacy und umstrittenen „Hacktivisten“ – paradoxerweise zum gleichen Zeitpunkt, als Wikileaks Informationen aus dem US-Außenministerium veröffentlichte.3

Afghanistan war eines der ersten Testgebiete dieser Techno-Diplomatie. Im Jahr 2009 zählte das Land – bei einer Bevölkerung von 30 Millionen Menschen – bereits mehr als 15 Millionen Mobilfunkkunden. Zwei Drittel von ihnen versenden Kurznachrichten, und mehr als die Hälfte nutzt das Handy auch als Radio. Aber die US-Armee beobachtete auch, dass die Taliban in Gebieten mit eher dünnem Mobilfunknetz aktiver waren. Das Militär erblickte darin einen kausalen Zusammenhang und investierte 113 Millionen Dollar in die Entwicklung der zivilen Kommunikationsinfrastruktur – ein strategisches Projekt, das Propaganda und wirtschaftliche Entwicklung verbindet. Zudem überweist die afghanische Polizei als Maßnahme gegen die Korruption die Gehälter ihrer Mitarbeiter nun über das Mobilfunksystem M-Paisa,4 statt wie früher bar zu zahlen.

Ganz unterschiedliche Akteure entwickeln so vielfältige technopolitische Werkzeuge. Erwähnenswert ist etwa das Programm „Digitale Seidenstraße“ der Internet Bar Organization: 85 Prozent der Afghanen leben von ihrem Grund und Boden; nach den langen Jahren des Krieges gibt es zahlreiche Konflikte um Landbesitz. Die „Digitale Seidenstraße“ nutzt die Funktionen des satellitengestützten Ortungssystems GPS, Fotos und SMS, um gesicherte Informationen an eine Datenbank zu senden. So entstand ein virtuelles Grundbuch, das helfen soll, Landkonflikte zu lösen.

Bisweilen konkretisiert sich Smart Power auch bei der Überwachung von Wahlen. Die US-Botschaft in Guinea unterstützte den Wahlausschuss des Landes bei der Präsidentschaftswahl im Juni 2010 mit einem Programm namens „I vote, I see, I send“ („Ich wähle, sehe, sende“). Damit wurden SMS, die die Wahl begleitend kommentierten, auf eine Website übertragen, wo Beobachter und Wähler sie auswerten konnten.5 Offizielle Überwachung und „Unterwachung“ durch die Bürger selbst (wie mit Ushahidi in Kenia) konnten sich so ergänzen.

Bill Gates – die Kraft des Guten

Auch bei den Abstimmungen im Sudan 2010 und 2011 wurde die Wahlkontrolle durch die Bevölkerung von Mitarbeitern des US-Außenministeriums unterstützt, und in Äthiopien, Ägypten, Tansania, der Elfenbeinküste und Liberia6 setzte man Systeme nach dem Muster von Ushahidi ein. Die darüber versandten Nachrichten brachten Wahlbetrug (wie mangelnde Wahlmöglichkeit und fehlende Stimmzettel) ans Licht, aber auch Unregelmäßigkeiten schon während des Wahlkampfs (wie Belästigungen und rassistische Provokationen), und ermöglichten es, Gewaltausbrüche im Gefolge der Wahlen zu melden. Alle per SMS gemeldeten Straftaten wurden auf einer Landkarte verzeichnet.

Diese Herangehensweise folgt dem Prinzip der accountability, ein schwer zu übersetzender Begriff. Im politischen Kontext ist damit die Verantwortlichkeit etwa von Regierungen gemeint; in der Soziologie bezeichnet er die konzeptuelle Verknüpfung von Faktizität, Sichtbarkeit und Verantwortung.7 Transparenz bedeutet dann, bestimmte Dinge sichtbar zu machen, um das Faktische zu stützen – sodass nicht mehr geleugnet werden kann, dass „dort jemandem etwas passiert ist“ – und den Einzelnen in die Verantwortung zu nehmen.

Bei einer Rede im Silicon Valley rief Hillary Clinton Technologieunternehmen in aller Welt dazu auf, mit Nonprofitorganisationen und Diplomaten zusammenzuarbeiten, um Afrika als Raum für Innovationen im Telekommunikationsbereich zu fördern. Ein Appell an den guten Willen? Nicht nur. Afrika ist nach Asien der zweitgrößte Mobilfunkmarkt der Welt, mit dem stärksten Wachstum: Ende 2011 wurden 649 Millionen Mobilfunkkunden gezählt, bis Ende 2012 werden es voraussichtlich 735 Millionen sein. Google zum Beispiel ist in Südafrika und in Kenia präsent und hat – zusammen mit der Stiftung Grameen9 und dem Betreiber MTN – ein „AppLab“ geschaffen, wo digitale Anwendungen entwickelt werden. Mit SMS Tips gibt es inzwischen einen Service, der per SMS eingegangene Fragen zu Gesundheit und Landwirtschaft beantwortet; ein weiteres Beispiel ist Google Trader, das kleine Unternehmen in Echtzeit mit Käufern zusammenbringt.

Neue Partner können die Akteure der Smart Power etwa im Ideenwettbewerb bei Apps4Democracy finden. Dort wird mit offenen Daten gearbeitet, die von Regierungen zur Verfügung gestellt werden und auf die jeder zugreifen kann. Die US-Außenstaatssekretärin Judith McHale schrieb im Juli 2010 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi nach diesem Vorbild den Wettbewerb Apps4Africa aus. Rund zwanzig Vorschläge aus Kenia, Ruanda, Uganda und Tansania gingen bei ihr ein. Sieger wurde eine Anwendung namens Mamabika: Schwangere Frauen aus den Elendsvierteln von Nairobi können damit neun Monate lang auf einem Konto, das mit ihrem Handy verbunden ist, Geld zusammensparen, um in einer Klinik entbinden zu können.10

Zu den von Clintons feministischer und technikbasierter Smart Power unterstützten Programmen gehört auch mWomen BOP Apps Challenge (oder TechWomen), das Anwendungen speziell für Frauen in armen Ländern entwickeln will. Ein Vorbild dafür ist HarassMap, ein kartografisches System, in das Fälle von sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt in Ägypten eingetragen werden.

Etliche amerikanische Stiftungen engagieren sich in dieser Richtung.11 So hat etwa die Stiftung Omidyar Network des Ebay-Gründer Pierre Omidyar einen Fond für das südliche Afrika gegründet, ausgestattet mit 2 Millionen Euro, um Technologien zu unterstützen, „die den Menschen als Werkzeug dienen“, und um die Regierungen zu zwingen, sie auch einzusetzen.12 Die niederländische NGO Hivos verwaltet den Fonds mit Sitz in Nairobi. Im September 2010 kündigte die Omidyar Network eine Zahlung von 55 Millionen Dollar für das Netzwerk Tech for Transparency an, knapp die Hälfte davon soll in Neuerungen im Mobilfunkbereich fließen. Die Stiftung unterstützt auch FrontlineSMS, ein internetunabhängiges Kommunikationsprogramm zur Verständigung zwischen NGOs, das oft mit Ushahidi verbunden ist.

Bill Gates, der Gründer von Microsoft und bekanntester Global Player auf dem Gebiet der Techno-Philanthropie, hält es für wenig effizient, in armen Ländern Computer zu verkaufen; man müsse Mobiltelefone einsetzen, die Leben retten können.13 Deshalb engagiert sich Gates für mHealth (Mobilkommunikation im Gesundheitswesen) und schreibt Wettbewerbe für Software aus, die sich im Kampf gegen Aids, Malaria, Tuberkulose und andere Krankheiten einsetzen lässt. Und natürlich verwendet er dafür Windows Mobile, das Betriebssystem von Microsoft.

Die 1994 gegründete Stiftung von Bill und Melinda Gates (BMFG) verfügt über ein Kapital von 36 Milliarden Dollar. Im Jahr 2009 hat sie mehr als 3 Milliarden Dollar an Hilfen ausgezahlt und 409 Millionen Dollar laufende Kosten gehabt, hauptsächlich für Projekte, die den Armen in den Entwicklungsländern ein besseres Leben bescheren sollen. Kein Geldgeber im Gesundheitswesen außer der US-Regierung ist derart einflussreich.14 Dank einer Spende des US-Milliardärs Waren Buffett in Höhe von 30 Milliarden Dollar wurde die Stiftung zur wichtigsten wohltätigen Einrichtung überhaupt.

Für solche Aktivitäten prägte der Journalist Matthew Bishop den Begriff „Philanthrokapitalismus“.15 Gemeint ist die Überschneidung der guten Sache mit einem guten Geschäft. Tatsächlich entwickelten Gates und Buffett eine neue Art von Beziehungen zu wohltätigen Organisationen und Regierungen. Es gehe darum, zu zeigen, dass ein Unternehmen – in einer Zeit, in der Staaten ihre Sozialhaushalte kürzen – „die stärkste Kraft des Guten in der Welt“ sein kann.

Zur Kultur dieser neuen Philanthropen gehört es, den Ertrag ihrer Investitionen zuvor zu prüfen. Das Mobiltelefon ist für den Philanthrokapitalismus das, was die Stoppuhr für den Taylorismus ist. Dank seiner verschiedenen Funktionen – SMS, Videokamera, Fotoapparat, Anrufbeantworter, Ortungssystem – eignet sich das Handy sehr gut als „Melde“-Werkzeug und befördert Transparenz. Die Spender können die von den Stiftungen unterstützten Aktivitäten bis ins Detail verfolgen. Jeder kann nachvollziehen, wie das Projekt umgesetzt wird und inwieweit es dann nützlich ist. Der humanitäre Einsatz sorgt für Technisierung, die Philanthropie wird rationalisiert und die wohltätige Spende wird zur Investition.

Die Neureichen aus dem Silicon Valley, Informatikmilliardäre, die sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen haben, sind anscheinend fest entschlossen, die aufstrebenden Volkswirtschaften zu erobern. Wegen seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und weil es den Menschen wertvolle Dienste leistet, ist das Handy dabei ihr liebstes Gerät.

Fußnoten: 1 „Remarks on Internet Freedom“, state.gov/secretary/rm/2010/01/135519.htm. 2 code.commotionwireless.net/projects/commotion. 3 Vgl. Jean-Marc Manach, „Tüftler, Warner und Piraten. Die nützlichen Quälgeister der Informationsgesellschaft“, Le Monde diplomatique, September 2008. 4 Monty Mumford, „M-Paisa: Ending Afghan Corruption, one Text at a Time“, Techcrunch, 17. Oktober 2010. 5 Charles W. Corey, „SMS Texting Program Allows Guinean Voters to Protect Their Votes“, america.gov (Archiv), 21. Juni 2010. 6 Link zu allen genannten Initiativen: blog.ushahidi.com/index.php/category/elections. 7 Vgl. Harold Garfinkel, „Studies in Ethnomethodology“, Englewood Cliffs/NJ (Prentice Hall) 1967. 8 Nach dem Bericht des weltweiten Verbands der Mobilfunkbetreiber (GSMA): „African Mobile Observatory Full Report 2011“. 9 Die Stiftung ist auf Mikrokredite spezialisiert und hilft etwa Frauen in Uganda seit 1997, einen kleinen Mobilfunkhandel aufzuziehen. 10 www.mobactu.fr. 11 Hakima Abbas, „The role of donors in the movement for social justice in Africa“, Pambazuka News, Nairobi, 17. November 2010. 12 Pierre Omidyar, „How I Did It: EBay’s Founder on Innovating the Business Model of Social Change“, Harvard Business Review, Boston, September 2011. 13 Brian Dolan, „Bill Gates: Mobiles not PCs for global health“, 27. April 2010: www.mobihealthnews.com. 14 keionline.org/microsoft-timeline. 15 Matthew Bishop und Michael Green, „Philanthrocapitalism: How the Rich Can Save the World“, (Bloomsbury Press) 2008: www.philanthrocapitalism.net. Aus dem Französischen von Kerstin Löffler Laurence Allard ist Soziologin an den Universitäten Lille III und Paris III sowie Autorin von „Mythologie du portable“, Paris (Le Cavalier Bleu), 2010.

Das Handy als Hausbank

Das Handy als Medium im Zahlungsverkehr ist eine Neuerung aus Kenia, wo man uns mit dem M-Banking (Zahlungsverkehr über Mobilfunk) weit voraus ist. Es erlaubt den Ärmsten, auch ohne Bankkonto Geld zu empfangen und zu überweisen. In Kenia stehen unzählige bunt angemalte Stände am Straßenrand, die SIM-Karten verkaufen. Mit der Einführung des Systems M-Pesa – pesa bedeutet „Geld“ auf Suaheli – im Jahr 2007 hat sich das M-Banking in dem ostafrikanischen Land durchgesetzt.1 Die SIM-Karte dient zugleich als Bankkonto und als Portemonnaie. 60 Prozent der 400 000 Dörfer des afrikanischen Kontinents haben ein Telefonnetz; Banken aber findet man oft nur in Großstädten und lediglich 5 bis 10 Prozent der afrikanischen Haushalte haben ein Bankkonto.2

Das M-Banking beruht hier auf einem Netz von rund 28 000 zugelassenen Agenten (mit mobilen Telefonzellen, sogenannten Callboxen, oder kleinen Läden), denen für ihre Dienstleistung eine Provision auf dem eigenen M-Pesa-Konto gutgeschrieben wird. Um etwas zu bezahlen, geht man einfach zu einem Händler und gibt die Handynummer des Empfängers an; dieser wird per SMS darüber informiert, dass er den Betrag bei einem Händler entgegennehmen kann. Binnen drei Jahren wurden mittels M-Pesa 405,5 Milliarden Kenia-Schilling (3,7 Milliarden Euro, das entspricht einem Fünftel des kenianischen Bruttoinlandsprodukts) bewegt. Tag für Tag werden auf diese Weise Bankgeschäfte in Höhe von über 2 Millionen Euro getätigt, von denen das Gros einen Wert von 25 Dollar nicht übersteigt. Manche Analysten gehen davon aus, dass diese legalen Geldströme in ländlichen Regionen zu 30 Prozent höheren Einkommen geführt haben.3

Nach diesem Vorbild fördert der Weltverband der GSM-Mobilfunkanbieter (GSMA) zusammen mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in Afghanistan seit 2008 ein ähnlich funktionierendes M-Banking-System namens M-Paisa. Das bietet auch die Möglichkeit, Geld mittels Mailbox zu überweisen. Denn in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schreiben können, ist eine SMS nicht die erste Wahl.

Fußnoten: 1 www.safaricom.co.ke. Partner dieses Dienstes sind die Rockefeller-Stiftung, Vodafone, Western Union sowie die Equity-Bank. 2 Henri Tcheng, Jean-Michel Huet und Muna Romdhane, „Les enjeux financiers de l’explosion des télécoms en Afrique subsaharienne“, Note de l’Institut français des relations internationales (Ifri), Paris/Brüssel, Januar 2010. 3 Consultative Group to Assist the Poor, Oktober 2010.

Le Monde diplomatique vom 11.05.2012, von Laurence Allard