13.06.1997

Kahlschlag an der Flora

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Kahlschlag an der Flora

ZWAR wird die Nutzung der Fauna seit Jahrzehnten heftig diskutiert, doch 1992 wurde erstmals ein Aspekt der Flora offiziell untersucht: die im Rahmen des Cites diskutierte Frage der intensiven Nutzung bedrohter Wälder. Mehrere Länder (darunter Brasilien, Malaysia, Singapur und Indonesien) widersetzen sich dem Schutz bestimmter Arten und wollen von einer „nachhaltigen Nutzung“ nichts wissen. 1994 gelang es Malaysia mit indonesischer Unterstützung, einen niederländischen Vorschlag zur Listung von Ramin, einer endemischen Sumpfart, abzublocken. Die Gründe liegen auf der Hand: Beide Länder betreiben die Zerstörung von Ramin, um dessen Biosphäre in Ackerland umzuwandeln.

In Kambodscha wurde die bewaldete Oberfläche in 25 Jahren von 70 auf 20 Prozent reduziert. Der auf der Erde vorhandene Urwald ist zu vier Fünfteln zerstört, und wenn es in diesem Rhythmus weitergeht, dürfte die Hälfte des Restbestandes in fünf bis zehn Jahren verschwunden sein. Der Handel mit Holz und seinen Nebenprodukten wird bis zum Jahre 2010 schätzungsweise um 50 Prozent steigen.1 In Harare werden sich die Delegationen mit der Aufnahme von amerikanischem Mahagoni in den Anhang II zu befassen haben, dessen Hauptexporteur Brasilien ist. Andere sehr bedrohte Baumarten wie Ebenholz oder Prunus africana, ein wilder Pflaumenbaum, dessen Rinde zur Behandlung der vergrößerten Prostata eingesetzt wird, stehen gar nicht erst auf der Tagesordnung. Und bis Medizinpflanzen, Orchideen, Kakteen und Zwiebel- bzw. Knollenpflanzen aus der Schußlinie kommen, werden wohl noch etliche Konferenzen ins Land gehen müssen ...

Fußnote: 1 „The Last Frontier Forests“, World Resources Institute, Washington D. C., März 1997.

Le Monde diplomatique vom 13.06.1997