10.10.2003

Die Wall Street lockt

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Die Wall Street lockt

GOOGLE gehört zu den wenigen Start-ups der „New Economy“, die es geschafft haben. Während die meisten neu gegründeten Firmen das Platzen der Finanzblase nicht überlebt haben, stand Google finanziell schon nach kurzer Zeit auf eigenen Beinen.

Das Suchmaschinen-Unternehmen erwirtschaftet seinen Umsatz – der im laufenden Geschäftsjahr auf knapp 1 Milliarde Dollar geschätzt wird1 – mit zwei Arten von Dienstleistungen. Erstens verkauft sie Lizenzen für ihre Suchtechnologie an Kunden wie Yahoo!, Cisco, Vodafone und die US-Armee, zweitens schaltet sie vermehrt kontextbezogene Werbung. Diese Werbeanzeigen (schlichte Texte in einem besonderen Kasten, deren Inhalt jeweils auf den Suchausdruck abgestimmt ist), werden im Durchschnitt fünfmal so oft angeklickt wie die klassischen Werbebanner.

Obgleich einige Beobachter Google bereits an der Wall Street sehen, zeigt der Suchmaschinenbetreiber der Börse einstweilen die kalte Schulter. Die kurzfristigen Gewinnansprüche potenzieller Aktionäre könnten den technologischen Ambitionen des Unternehmens in die Quere kommen: „Wir sind ganz gut, aber von Perfektion noch weit entfernt. Das wird noch eine ganze Weile dauern“, meint Larry Page.2 Vielleicht träumt der Google-Chef auch davon, es Microsoft nachzumachen und erst dann an die Börse zu gehen, wenn er ein Quasimonopol besitzt – wie am Ende einer Partie Monopoly.

Fußnoten: 1 „Google annouces corporate search customers“, Reuters, 12. August 2003. 2 „Inside Google“, San Jose Mercury News, 4. Mai 2003.

Le Monde diplomatique vom 10.10.2003