15.05.1998

Schmuggler, Söldner, Käufer und Schürfer

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Schmuggler, Söldner, Käufer und Schürfer

DIE Tatsache, daß einige afrikanische Länder zwar über enorme Vorkommen an Diamanten und seltenen Metallen verfügen, dabei aber zu den am wenigsten entwickelten Staaten in Afrika zählen, wird häufig als „geologischer Skandal“ bezeichnet. Ihren Machthabern war seit jeher mehr daran gelegen, diese Reichtümer unter ihre Kontrolle zu bringen, als die Einwohner des Landes daran teilhaben zu lassen. Die Bodenschätze waren das begehrteste Ziel bei den Bürgerkriegen in Angola, Liberia, Sierra Leone oder im ongo – sehr zum Vorteil der internationalen Unternehmen.

 ■ Von FRANÇOIS MISSER und OLIVIER VALLÉE *

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der afrikanische Kontinent einer der größten Produzenten strategisch wichtiger Metalle: Belgisch-Kongo gewährleistete damals die Versorgung der Amerikaner mit Uran, und die Nazis träumten von einer Eisenbahnverbindung zwischen Algier und Niger für den Abtransport von Erzen. Immerhin deckt Afrika heute 40 Prozent des weltweiten Bedarfs an Kobalt, und allein die Demokratische Republik Kongo, das ehemalige Zaire, verfügt über 50 bis 60 Prozent der bekannten Kobaltreserven der Erde. Sambia steht an zweiter Stelle, doch könnte Uganda gleichziehen, wenn erst einmal die Kasese-Mine ausgebeutet wird.

Auch die Hälfte des weltweiten Angebots an Diamanten kommt aus Afrika: die größten Produzenten sind die Demokratische Republik Kongo, Botswana und Südafrika. Nach Angaben der US-amerikanischen Bergbaubehörde lagern in Südafrika 90 Prozent der weltweiten Reserven an Platinmetallen (Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium). Auch Simbabwe baut diese Metalle ab, und weitere Staaten wie Burundi, Äthiopien, Sierra Leone oder Kenia besitzen bekannte oder vermutete Vorkommen.

Bis zu Beginn der achtziger Jahre waren die US-amerikanische und die europäische Afrikapolitik durch das Interesse an diesen strategisch wichtigen Rohstoffen bestimmt. Bei militärischen Interventionen, so anläßlich der Unabhängigkeitkeitserklärung Katangas im Jahre 19601 oder der beiden „Shaba-Kriege“ Ende der siebziger Jahre ebenso wie bei der heimlichen Unterstützung Südafrikas zu Zeiten der Apartheid, machten Militärs und westliche Industrie stets gemeinsame Sache, mit dem Ziel, „die Route zum Kap zu sichern“ und zu verhindern, daß diese mineralische Schatztruhe der freien Welt in die Hände der „Roten“ geriete.

Der Absatz von nichtenergetischen Rohstoffen ist (abgesehen vom Handel mit Bauxit2 ) auf dem Weltmarkt nach wie vor unbedeutend im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Diese Stagnation sowie die Preisschwankungen haben besonders den afrikanischen Kontinent hart getroffen.

Im Kongo hatten sich seit langem große Produktionsgesellschaften niedergelassen – so förderte die Minenunion von Ober-Katanga seit 1906 Kupfer und seit 1924 Kobalt –, doch nach der Verstaatlichung durch Mobutu wurde in der Branche nicht mehr investiert, da die Betriebe fortan nur noch der Bereicherung seiner engsten Vertrauten dienten. Infolgedessen sank zwischen 1988 und 1993 die Produktion von Kupfer von 465000 auf 48400 Tonnen, die von Zink von 47300 auf 4200 Tonnen und die von Kobalt von 10000 auf 2400 Tonnen. Nur der Diamantensektor, in dem jährlich zwischen 13 und 18 Millionen Karat produziert werden, bildet hier eine Ausnahme.

Diese häufig sehr vagen Angaben über die Diamantenförderung, verbunden mit „informellen Formen“ der Produktion und des Handels, sowie der Transit der Ware durch befreundete Länder führten dazu, daß der ganze Diamantensektor immer undurchschaubarer wurde und sich das tatsächliche Handelsvolumen nicht mehr beziffern läßt. Schmuggel und Unterschlagungen sind bestimmend für die Diamantenproduktion in allen Ländern Afrikas und haben inzwischen auch auf den Handel mit anderen Rohstoffen wie Kobalt, Gold oder Kupfer übergegriffen. Im Kongo wie anderswo werden diese Vorkommen ausgeplündert, an ausländische Händler verkauft und in den Rest der Welt verschickt. Der damalige Präsident Mobutu Sésé Séko hatte einen großen Teil der Bodenschätze seines Landes privatisiert, nachdem er zuvor die Einkünfte aus dem industriellen Bergbau monopolisiert hatte. So trafen zwei Faktoren aufeinander: zum einen war der Verkauf afrikanischer Erze am Weltmarkt wenig einträglich, zum anderen verfielen die institutionellen und industriellen Rahmenbedingungen für die Produktion – und dies auf einem Kontinent, der zur gleichen Zeit immer tiefer in eine politische und wirtschaftliche Krise geriet.

Während der Markt für afrikanische Bodenschätze stagnierte, haben seit Ende der achtziger Jahre mehrere kleinere Diamantenvorkommen das Interesse neuer Unternehmer geweckt. Dabei entstand eine weitverzweigte inoffizielle Branche, die mit einfachen handwerklichen Mitteln schürfte und der industriellen Produktion Konkurrenz machte. Die Monopolstellung der „Central Selling Organization“ des britisch-südafrikanischen De-Beers- Konzerns sowie der staatlichen Exportunternehmen einiger afrikanischer Länder wurde dadurch aufgeweicht und durch geschickte Betrugsmanöver umgangen, um Besteuerung und Ausfuhrkontrollen zu vermeiden.

Damit haben sich in Ländern, in denen Elend, gewalttätige Auseinandersetzungen und Korruption zum Alltag gehören, mittels des Diamantengeschäfts die Gesetze des Profits eingenistet und Tür und Tor geöffnet für zwielichtige Geschäftsleute, deren Methoden, Märkte und Zielsetzungen von der internationalen Mafia herstammen, die geopolitische Interessen verfolgen und Geldwäsche betreiben. Der Wert des Diamantenschmuggels wird auf Millionen von Dollars geschätzt, damit ist der Absatz der Edelsteine nach dem Erdöl zum zweitgrößten Exportposten Afrikas geworden. Diese „Gabe des Himmels“, deren Exportkanäle sich im Unterschied zum Erdölsektor der Kontrolle durch internationale Konzerne entziehen, hat in Liberia, Sierra Leone oder Angola die Begehrlichkeiten der jeweiligen Kriegsparteien geweckt.

Die afrikanischen Diamantenschürfer, die „Goldgräber“ und die Diamantenkäufer aller Länder wurden somit zu Unterstützern oder Komplizen solcher politischen bewaffneten Auseinandersetzungen. Die wenigen industriell betriebenen Minen, die es in diesen Ländern noch gab, wie die Bergbaugesellschaft von Bakwanga (MIBA), riefen häufig Söldnertruppen oder paramilitärische Kräfte zu Hilfe. Die Staaten hingegen verbündeten sich mit den Abenteurern und Glücksrittern. Und die Schmuggelwege haben einen Großteil des afrikanischen Kontinents überzogen und ihn in Konflikte von sogenannter „niedriger Intensität“, aber auch in mörderische Bürgerkriege gestürzt.

Auch der CIA schürft mit

ZAHLREICHE Bergbauunternehmen sehen im Niedergang der öffentlichen Monopole ein attraktives Einfallstor, und so hat das neue Modell der Diamantenförderung Schule gemacht. Der Aufschwung der Weltwirtschaft seit Mitte der neunziger Jahre und die Stabilität der Erdölpreise haben das Interesse und die Investitionskapazitäten für andere in Afrika vorhandene mineralische Rohstoffe wiederbelebt, von Gold über Magnesium bis hin zum Niobium.

Das Beispiel des ehemaligen Zaire gibt einen Vorgeschmack auf die neuen Strategien im Bergbau auf einem labilen Kontinent, der sich im Übergang zu Demokratie und wirtschaftlicher Liberalisierung befindet. Der „demokratische“ Kongo besitzt zwei Drittel der Weltreserven an Kobalt, ein Zehntel des Kupfers, ein Drittel der Diamanten sowie ansehnliche Gold-, Uran- und Manganvorkommen.

Schillernde Persönlichkeiten wie Maurice Templesman, ein Freund General Mobutus, sind typisch für die afrikanische Bergbaubranche. Seine umfangreichen Geschäfte mit Kupfer und Diamanten hat er mit der internationalen Politik verknüpft: Es gelang ihm, den damaligen US- Präsidenten Jimmy Carter davon zu überzeugen, daß der beste Hüter des zairischen Schatzes – wenn auch zugleich dessen Räuber – nach wie vor General Mobutu sei. Damals war Kinshasa der wichtigste Standort des CIA in Afrika. Die Agenten, die in der Tradition des Kampfes gegen den früheren nationalistischen Premierminister Patrice Lumumba3 dort ansässig waren, erwiesen sich bei Abbau und Auswaschung der Steine als treue Helfer der Diamantenhändler.

Der Betrieb der Minen nach dem Prinzip des größtmöglichen Gewinns war ein Grund für den Niedergang der industriellen Förderung und führte zur Ausweitung der Krise auf die übrigen Branchen. Dadurch wurde – in weitaus stärkerem Maße als durch das Prämienversprechen von La Baule4 – der Protest gegen die von Paris und Washington so lange geschützten autokratischen Regime geschürt.

Mit dem demokratischen Übergang von 1991 haben sich auch die zairischen Generäle auf die Diamantensuche verlegt und sich von den Unterdrückungsfeldzügen abgewandt. Nachdem sie sich allmählich von der politischen und finanziellen Vormundschaft Mobutus gelöst hatten, wurden sie zu „Herren der Steinbrüche“, die sich mit Gaunern und Betrügern einließen, aber vor Verfolgung geschützt waren. So wandelte sich das Land langsam von einer eisernen Diktatur in eine regionalisierte und privatisierte Oligarchie, die nicht mehr über die erforderlichen Kräfte verfügte, um sich gegen das Vordringen der Allianz der Demokratischen Kräfte für die Befreiung des Kongo (AFDL) unter Laurent-Désiré Kabila zu behaupten. In ihrem Rückzugsgebiet im Kivu profitierte die Allianz von der Dezentralisierung des Bergbaus, der zu „jedermanns Sache“ geworden war – vor dem Hintergrund einer allgemeinen Verarmung, wo die „Klunker“ die einzige Hoffnung waren, vom Hungertod verschont zu bleiben. Auch ein Maurice Templesman konnte die neue Politik, die sich für Washington mit der neuen Generation politischer Führer wie Yoweri Museveni (Uganda) und Paul Kagame (Ruanda) am Horizont abzeichnete, nicht durchkreuzen.

Die herrschende Partei in Angola, die Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA), führt ihrerseits in der diamantenreichen Region Lunda Norte bewaffnete Auseinandersetzungen mit Jonas Savimbi. Dieser führt mit seiner Nationalen Union für die Einheit Angolas (Unita) einen gnadenlosen Kampf gegen Luanda, finanziert durch den Verkauf von Bodenschätzen, die unter seiner Leitung gefördert und abtransportiert werden. Um einen der Wege für den Abtransport von Diamanten aus Lunda Norte abzuriegeln, unterstützte die MPLA die Allianz von Laurent-Désiré Kabila bei der Eroberung von Shaba, einer der größten Bergbauprovinzen des ehemaligen Zaire.

Die AFDL konnte sich dank des Reichtums an Bodenschätzen in den von ihr eroberten Regionen für ihren Befreiungskrieg mit Waffen versorgen. Überraschenderweise verbündete sie sich auch mit dem belgischen Oberst Willy Mallants, einer der größten Eigentümer der „Zairischen Minengesellschaft im Kivu“, die das Gold von Maniema6 abbaut, und gleichzeitig Waffenbruder jener belgischen Militärs, die sich an der Ermordung Patrice Lumumbas beteiligt und Mobutu an die Spitze der Regierung gebracht hatten. Im Zuge des politischen Wandels auf dem Kontinent, der mit den Veränderungen im Bergbausektor einhergeht, betreten noch andere Herren die Szene, und mit ihnen andere Praktiken. Zum Beispiel der auf Mauritius geborene Jean-Raymond Boulle. Er war der jüngste Generaldirektor von De Beers in Zaire, stürzte sich dann in Texas in großem Stil ins Diamantengeschäft und gründete 1992 Diamonds Fields Resources, das er 1996 an die kanadische Inco verkaufte, nachdem er mit einem gigantischen Nickel- und Kobaltvorkommen an die Börse gegangen war. 1995 gründete er American Mineral Fields, mit dem erklärten Ziel, amerikanische Investoren an der Vermarktung der afrikanischen Bodenschätze zu beteiligen.

Boulle plant, die Mine von Kapushi wieder in Betrieb zu nehmen, die im Besitz der staatlichen Gesellschaft Générale des carrières et des mines (Gécamines) ist und bis 1988 mehr als 100000 Tonnen Zink und 50000 Tonnen Kupfer produzierte. Mit Investitionen in Höhe von 50 Millionen Dollar will er in einem Joint- venture mit Gécamines dieses Niveau bald wieder erreichen. Doch der „Mann mit den diamantenen Händen“ hat gleichzeitig ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der Anglo-American Corporation of South Africa, dem Giganten im Goldhandel. Sie soll die ersten 100 Millionen Dollar jeglicher Investition, die gemeinsam in Shaba getätigt wird, finanzieren. Außerdem hat er ein Beteiligungsabkommen mit IDAS-Resources, einer belgisch-niederländischen Gesellschaft, deren hauptsächliche Tätigkeit eigentlich in der Beseitigung von Antipersonenminen besteht, die jedoch Konzessionen für die Diamantenförderung in der Umgebung des Kuango- Flusses in Angola besitzt, einem Gebiet von der Größe der Schweiz.

Der Bergbaukonzern neuen Typs ist also ein finanzielles Gebilde, das über die nordamerikanischen Börsen, vor allem Vancouver und Toronto, funktioniert, zuweilen Allianzen mit Konzernen wie De Beers eingeht und seine Erfolge im Einvernehmen mit den neuen politischen Machthabern wie Kabila oder Museveni erzielt – mit Hilfe von Söldnertruppen, deren Ausstattung einer kleinen Armee würdig wäre. Einige der neuen Betriebe in der afrikanischen Bergbaubranche erinnern ein wenig an eine „junior company“, ein Unternehmen mit wenig Kapital, das auf seine Zukunft an der Börse und seine technische Ausstattung setzt. Charakteristisch für diese Unternehmen ist jedoch die Militarisierung der eigentlichen Betriebstätigkeit, die sich in der Inbesitznahme des jeweiligen Territoriums äußert.

Die berüchtigte südafrikanische Söldnertruppe „Executive Outcomes“7 zeigt deutlich die Rückkehr zu einer privaten Kanonenpolitik: Von 1993 in Angola bis 1997 in Sierra Leone wurden die Söldner immer wieder angeheuert, um gegen Aufständische vorzugehen, vor allem wenn Bodenschätze bedroht waren. Den Männern von Anthony Buckingham und Eben Barlow, den Symbolfiguren dieses Unternehmens für paramilitärische Dienstleistungen, geht es nicht darum, die Fahne eines bestimmten Landes zu verteidigen. Ihr Kriegssold besteht aus Schürfrechten, die sie an ihre spezialisierten Unternehmen wie Branch Energy, Branch Mining oder Heritage weitergeben. Salim Saleh, ein Halbbruder des Präsidenten Yoweri Museveni, soll an Branch Mining beteiligt sein, die zusammen mit einem Partner eine Goldmine im Nationalpark Kidepo in Uganda ausbeutet. Angeblich besitzt er außerdem 45 Prozent von Saracen Uganda, einem Unternehmen, das den reibungslosen Betrieb der Goldminen sichert und in bewaffneten Operationen gegen ugandische Rebellen vorgeht. So hat sich ein dichtes Beziehungsgewirr zwischen Minen und Sicherheitskräften, Diamanten und Bauxit, Börsen in Vancouver und wirtschaftlichen Interessen in Bangkok oder Tel Aviv gebildet. Hier finden sich auch die meisten Protagonisten des neuen Runs auf strategische Minerale. Sie sind im Gebiet von Sierra Leone bis Uganda aktiv, und manche besitzen auch Konzessionen in der Sahelzone, in Mali oder in Niger.

Da sich in den frankophonen Gebieten keine neuen französischen Unternehmer niederlassen, bleibt die MIBA einer der Stützpfeiler der französischen Präsenz im afrikanischen Bergbau. Sie ist das größte Industrieunternehmen für Diamantengewinnung im Demokratischen Kongo, und die französische Bank Crédit Agricole Mutuel hält inzwischen die Mehrheit der Aktien. Der Demokratische Kongo, der sich zunächst „junior groups“ als Kampfgefährten auserkoren hatte, scheint jetzt wieder auf die sichere Bank der Bergbauindustrie zu setzen. Kabila annullierte Ende Dezember 1997 Verträge über Großprojekte mit American Mineral Fields International (AMFI) und mit Lundin, einem schwedischen Magnaten, der an den Kupfer- und Kobaltvorkommen von Tenke Fungurume interessiert war. Statt dessen wird Gécamines mit Anglo- American, Billiton, Iscor, der Minenunion und der chinesischen Gesellschaft für nichteisenhaltige Metalle ein Konsortium zur Erschließung von Kolwezi-West bilden, wo vier Fünftel der Kupfer- und Kobaltreserven von Gécamines lagern.

Im „neuen Afrika“ hat man erkannt, weshalb den großen Wirtschaftsunternehmen im Bergbau so große Bedeutung zukommt: Die „junior companies“, auch die paramilitärisch organisierten, haben zwar das politische Risiko der Branche besser unter Kontrolle, jedoch sind sie nicht in der Lage, die finanziellen Kosten und das technische Risiko zu tragen, das mit dem Abbau der riesigen und komplexen Vorkommen verbunden ist. Die Privatisierung, einst ein Mittel zur Deregulierung im Bergbausektor, wird jetzt wieder schärfer durch die Weltbank kontrolliert, die kein Freund der „juniors“ ist. Dem amerikanischen Interesse an Schürfrechten begegnet man in Afrika mit Mißtrauen, aus historischen wie aus finanziellen und politischen Gründen.

Manche afrikanischen Staaten würden gerne die Ausnutzung ihrer mineralischen Ressourcen – Eisen in den liberianischen Nimba-Bergen oder Magnesium in Kongo-Brazzaville – unter veränderten Bedingungen betreiben: eine Wirtschaftsentwicklung ohne Diebstahl und ohne Verstrickung in Bürgerkriege, um so die letzten natürlichen Reichtümer der zerstörten Volkswirtschaften zu bewahren. Doch ihr Spielraum ist eng.

dt. Erika Mursa

* Verfasser von „Les Gemmocraties, économie politique du diamant africain“, Paris (Desclée de Brouwer) 1997. François Misser schreibt regelmäßig für die tageszeitung, vgl. „Zaire, eine Schatzkammer“, erschienen am 16. Mai 1997, und „US-Nothilfe für Kabila, 17. Oktober 1997.

Fußnoten: 1 Die Unabhängigkeitserklärung von Katanga, so der frühere Name der Provinz Shaba, war Anlaß der ersten Blauhelm-Intervention der Vereinten Nationen auf dem afrikanischen Kontinent. 2 Dies erklärt, warum man früher zunächst in Kamerun, dann in Guinea darauf bedacht war, das Bauxit vor Ort zu Aluminium zu verarbeiten. So konnte man von den niedrigen Energiekosten profitieren. 3 Vgl. Elikia M'Bokolo, „Aux sources de la crise zairoise“, Le Monde diplomatique, Mai 1997. 4 Der französische Präsident François Mitterrand hatte anläßlich des Frankreich-Afrika-Gipfels von La Baule im Jahre 1990 jenen Staaten eine „Demokratieprämie“ versprochen, die pluralistische Institutionen einzurichten bereit wären. 5 Vgl. Jean-François Bayart, Stephen Ellis, B. Hibou, „La criminalisation de l'Etat en Afrique“, Paris (Éditions Complexe) 1997. 6 Der Schweizer Abgeordnete Jean Ziegler hat darüber einen polemischen Roman geschrieben: „Das Gold von Maniema“, aus dem Frz. von Hanna von Laak. München (Knaus) 1996. 7 Vgl. Laurence Mazure, „Südafrika: Die Deregulierung der militärischen Gewalt“, Le Monde diplomatique, Oktober 1996.

Le Monde diplomatique vom 15.05.1998, von FRANÇOIS MISSER und OLIVIER VALLÉE