16.01.2009

Islamische Vielfalt

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Islamische Vielfalt

Tablighi Jamaat: Auch die weltgrößte muslimische Erweckungsbewegung ist in Indien zu Hause. Sie missioniert unter anderen Muslime. Das Fehlen fester Strukturen hat in manchen Ländern militante Bewegungen gefördert, die unter Extremismusverdacht stehen.

Jamaat-e-Islami Hind (JIH) ist der indische Zweig der 1941 von Abul Ala Maududi in Lahore gegründeten Islamistenorganisation. Obschon sie nur 25 000 Mitglieder hat, übt sie einen beträchtlichen Einfluss aus. Ehemalige JIH-Mitglieder haben das Students Islamic Movement of India (Simi) und die National Democratic Front (NDF) in Kerala gegründet, die bewaffneten Widerstand gegen rechtsgerichtete Hindugruppen leistet, sowie neuerdings eine nationale Dachorganisation namens Popular Front of India.

Die drei größten sunnitischen Bewegungen sind:

Deobandis, benannt nach dem theologischen Seminar Dar ul-Ulum in Deoband, Uttar Pradesch. Auch in Pakistan und in den Migrantengemeinschaften hängen viele Menschen dieser Tradition an.

Barelvis leiten ihren Namen von der Stadt Bareilly in Uttar Pradesch ab, der Heimatstadt des Islamgelehrten Ahmed Raza Khan. Die Bewegung hat viele Sufi-Praktiken übernommen und wird von anderen Sunniten als unorthodox angesehen. Obwohl die Barelvis schlecht organisiert sind, haben sie in Indien, Bangladesch und besonders in Pakistan viele Anhänger. Die Bewegung ist eher reformfeindlich.

Jamiat Ahl-e-Hadith sind Salafisten, die aber in Indien im Unterschied zu anderen Ländern zu den progressivsten sunnitischen Bewegungen zählen.

Zur schiitischen Minderheit gehören:

die Ismailiten (Shia Imami Ismaili oder Nizari Muslims), eine prosperierende und weltweit präsente Gemeinschaft, die den Aga Khan als ihr geistliches Oberhaupt betrachtet;

die Dawoodi Bohras, eine eng vernetzte Gemeinschaft mit etwa 1 Million Anhängern, die hauptsächlich in Indien und Pakistan leben. Da es sich überwiegend um Kaufleute („Bohra“ bedeutet Handel) handelt, sind viele von ihnen wohlhabend und leben nicht mit anderen Muslimen zusammen. Ihr Lebenswandel wird streng von ihrem Emir in Mumbai überwacht.

Le Monde diplomatique vom 16.01.2009