13.09.2018

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Justizfarce in Myanmar

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In LMd vom Mai 2018 berichtete Guil­laume Pajot über den 13. Verhandlungstag im Prozess gegen die beiden myanmarischen Journalisten Kyaw Soe Oo und Wa Lone, die ein Massaker der Armee an der muslimischen Minderheit der Rohingya aufgedeckt hatten.

Am 3. September endete die Farce von Prozess mit einem vorläufigen Spruch. Das Gericht in Yangon verurteilte die beiden Reuters-Journalisten zu sieben Jahren Haft. Ihr Delikt: Sie sollen sich auf illegale Weise geheime staatliche Dokumente beschafft haben. Nach der Urteilsverkündung versuchten empörte Journalisten, den Abtransport der Kollegen zu verhindern. Der Anwalt der Reporter erklärte: „Es ist noch nicht vorbei.“ Er werde alles tun, um seine Mandanten frei zu bekommen. Weiterhin schweigt die Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu der massiven Gewalt gegen die Rohingya, von denen rund 700 000 im Sommer 2017 über die Grenze nach Bangladesch getrieben wurden.

Erneut Kämpfe in Libyen

In Tripolis sind die schwelenden Konflikte wieder offen ausgebrochen. Seit Ende August kämpft die sogenannte Siebte Brigade, deren Hochburgen Misrata, Sintan und Tarhuna sind, gegen die Einheitsregierung und die vier großen Milizen, die Premierminister Fayiz as-Sar­radsch an der Macht halten. Diese konkurrierenden Verbände würden die staatlichen Gelder unter sich aufteilen, so der Vorwurf der Angreifer. Über die Macht der Milizen und die Schwäche der libyschen Einheitsregierung informiert ein LMd-Text, der im April 2017 erschien: „Libyen ist nicht mehr“ von Tom Stevenson. Wie die Interessen und Intrigen der ausländischen Mächte zum Zerfall der Staatsmacht beigetragen haben, analysierte Patrick Haimzadeh in LMd vom Februar 2016 unter dem Titel „Pläne mit Libyen“.

Nicht nur Chemnitz

In den aktuellen Berichten und Kommentaren über „die Ereignisse von Chemnitz“ wird häufig auf die „typisch ostdeutsche“ Prägung des fremdenfeindlichen Milieus hingewiesen. Es lohnt sich deshalb nachzulesen, was Stephan Lessenich gegen diese Wahrnehmung einzuwenden hat. Sein Text „Avantgardisten des Augenblicks“ in LMd vom Februar 2015 warnt davor, in westdeutscher Selbstgerechtigkeit auf die „dumpfen Ossis“ zu zeigen. Das schütze nur vor der Einsicht, dass der „im Wortsinne abstoßende Protest“ ein gesamtdeutsches und -europäisches Phänomen ist.

Le Monde diplomatique vom 13.09.2018