13.10.2016

Minderheit mit Sonderstatus

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Minderheit mit Sonderstatus

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Seit 1948 lebt eine bedeutende arabische Minderheit drusischer Konfession auf israelischem Gebiet, deren Angehörige – etwa 110 000 Menschen – die israelische Staatsangehörigkeit besitzen (mit Ausnahme der Drusen auf dem Golan). Während viele ihrer Glaubensgenossen im Libanon und in Syrien die Palästinenserbewegung und den arabischen Nationalismus unterstützten, bekannten sich viele palästinensische Drusen – vor allem aus Galiläa – zum Zionismus und kämpften auch im arabischen „Minderheiten-Bataillon“ der israelischen Armee.

Heute arbeiten nach Angaben der israelischen Armee 30 Prozent der israelisch-drusischen Männer in der Landesverteidigung, während die übrigen israelischen Palästinenser (1,7 Millionen Muslime oder Christen) davon ausgeschlossen sind. Drusen haben auch Jobs bei der Polizei und in der Gefängnisverwaltung. Vier der 120 Abgeordneten der Knesset gehören der Glaubensgemeinschaft an. In israelischen Medien werden die Drusen oft als „Blutsbrüder“ dargestellt und gelten als Symbol eines gelungenen Miteinanders zweier Minderheiten im Nahen Osten.

Zudem genießen die israelischen Drusen einen Sonderstatus: In ihren Pässen werden sie in der Rubrik „Religion“ beziehungsweise „Volk“ nicht als „Juden“ oder „Araber“, sondern als „Drusen“ ausgewiesen. Das betrifft jedoch nicht ihre Glaubensbrüder auf dem Golan, ­deren Nationalität weiterhin „unbestimmt“ bleibt. ⇥S. M.

Le Monde diplomatique vom 13.10.2016