12.05.2016

Rangliste der Pressefreiheit

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Rangliste der Pressefreiheit

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Reporter ohne Grenzen (RoG) veröffentlicht alljährlich zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai eine aktuelle Rangliste. Die neue Liste, die 180 Staaten erfasst, spiegelt vor allem die Entwicklungen im Jahr 2015. Grundlage sind Fragebogen zu allen Aspekten unabhängiger journalistischer Arbeit, die in 20 Sprachen an Hunderte Journalisten, Wissenschaftler, Juristen und Menschenrechtsvereinigungen sowie an RoG-Korrespondenten in aller Welt verschickt werden.

Die 87 qualitativen Fragen beziehen sich auf Vielfalt und Unabhängigkeit der Medien, Selbstzensur, rechtliche Rahmenbedingungen, institutionelle Transparenz und Produktionsbedingungen. Die Rangliste basiert außerdem auf den von RoG ermittelten Daten zu Übergriffen, Gewaltakten und Haftstrafen gegen Medienarbeiter.

Drei europäische Länder liegen an der Spitze: Finnland (das den ersten Platz seit 2010 hält), die Niederlande (die sich vom vierten auf den zweiten Platz verbessert haben) und Norwegen (im Vorjahr an zweiter Stelle). Am unteren Ende der Rangliste stehen, wie schon seit Jahren, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea (Plätze 178 bis 180).

Den größten Sprung nach vorn machten Tunesien, das sich um 36 Plätze auf Platz 96 verbessert hat, und die Ukraine, die um 22 Plätze auf Rang 107 vorgerückt ist.

Deutlich zurückgefallen ist dagegen Polen (vom 18. auf den 47. Rang), nachdem die neue PiS-Regierung die Eigenständigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien eingeschränkt hat und Schritte unternimmt, um die privaten Medien zu „repolonisieren“. Auch Deutschland wurde in der diesjährigen Rangliste um vier Plätze zurückgestuft und liegt nur noch an 16. Stelle.

Am stärksten „degradiert“ wurden Tadschikistan (von Rang 126 auf 150), wo Präsident Emomalii Rahmon seine Kritiker unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung mundtot macht, und das Sultanat Brunei (von 121 auf 155), wo seit Einführung der Scharia-Gesetze und unter Androhungen von Blasphemie-Prozessen die journalistische Selbstzensur stark zugenommen hat.

In Afrika ist insbesondere Burundi abgerutscht (von 145 auf 156), wo im Gefolge der umstrittenen Präsidentschaftswahlen die Gewalt gegen Journalisten stark zugenommen hat.

Was den Schutz der Pressefreiheit nach Großregionen angeht, so liegt Europa nach wie vor klar an der Spitze. Mit deutlichem Abstand folgt Afrika, das erstmals den amerikanischen Doppelkontinent überholt hat. Klar dahinter liegen Asien und Osteuropa/Zentralasien (ehemalige Sowjetunion) und ganz am Ende Nahost/Nordafrika (arabische Welt).

Le Monde diplomatique vom 12.05.2016