13.03.1998

Alphabet der neuen russischen Machtelite

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Alphabet der neuen russischen Machtelite

ABDULATIPOW, Ramasan, geb. 1946. Stammt aus Dagestan; 1988 von Michail Gorbatschow mit Fragen der Nationalitätenpolitik betraut; im August 1997 Ernennung zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten mit Zuständigkeit für die Reformierung der föderalen Strukturen; beteiligt an den Verhandlungen in Tschetschenien, wo er versucht, Iwan Rybkin* (s. dort) auszustechen.

ANANJEW, Jewgeni, geb. 1948. Direktor der Mapo-Bank; nach einem politisch wie finanziell motivierten Machtkampf und Auseinandersetzungen zwischen den Geheimdiensten übernimmt er am 20. August 1997 von seinem Vorgänger, Generalmajor Alexander Kotelkin (geb. 1954), den Posten des Generaldirektors von Roswooruschenije, dem staatlichen Unternehmen, das die russischen Waffenverkäufe abwickelt.

BARSUKOW, Waleri, geb. 1944. Chef des präsidialen Sicherheitsdienstes und für die Reformer ein rotes Tuch; mußte zusammen mit Alexander Korjakow zwischen den beiden Wahlgängen der Präsidentschaftswahlen den Hut nehmen. Die Entlassung der beiden besiegelte den Sieg von Tschubais* über die bisherige Jelzin-Riege.

BATURIN, Juri, geb. 1949. Bis August 1997 Sicherheitsberater des Präsidenten und Sekretär des Verteidigungsrats. Vertrat Reformen, die stärker am Budget als an den Wünschen der Militärs orientiert waren, was ihm den Haß der letzteren einbrachte.

BELAJEW, Sergej, geb. 1954. Fraktionschef der Partei Unser Haus Rußland; brachte im August 1997 die parteiinternen Auseinandersetzungen ans Licht, als er das Wahlbündnis verließ, das Wiktor Tschernomyrdin* gegründet hatte, um Jelzin bei den Parlamentswahlen von 1995 zu unterstützen. Will angeblich zusammen mit Jegor Gaidar* eine Partei der Mitte gründen.

BERESOWSKI, Boris, geb. 1946. Ingenieur, Präsident der Unternehmensgruppe Logowas. Seit Oktober 1996 Stellvertretender Sekretär des Sicherheitsrats, in dieser Funktion Tschetschenien-Beauftragter. Als er im November 1997 von seinem Amt entbunden wurde, trat er eine Kampagne seiner Medien gegen Anatoli Tschubais* los. Hat die Absicht, in die Politik zu gehen, und unterhält gute Kontakte mit Rybkin*.

BOJKO, Maxim, geb. 1959. Leiter der Präsidialverwaltung; ersetzte für kurze Zeit – von August bis November 1997 (als seine Verwicklung in die Affäre um die Autorenhonorare bekannt wurde) – Alfred Koch an der Spitze des Föderalen Komitees für Staatseigentum.

CHODOROWSKI, Michail, geb. 1942. 1990 Gründer der Menatep-Bank; 1992 Finanzberater des Präsidenten. Einer der mächtigsten Männer Rußlands, seit im Januar 1998 die Ölkonzerne Jukos (15 Prozent der russischen Produktion) und Sibneft fusioniert sind, ist er Chef des neu entstandenen Juksi-Konzerns. Hält sich von den verschiedenen Seilschaften fern; wird mit Gasprom (deren Partner Shell ist) und der Onexim-Bank (Partner: BP) konkurrieren müssen, um den Zuschlag für die privatisierten Anteile von Rosneft, einem weiteren Ölgiganten, zu erhalten.

DJATSCHENKO, Tatjana, geb. 1960. Tochter von Boris Jelzin; gab im Frühjahr 1996 ihre Stellung am Institut für Kybernetik auf, um den Wahlkampf ihres Vaters anzukurbeln. Nach dessen Sieg blieb sie seine – einflußreiche – Beraterin; seit Juli 1997 offiziell „Assistentin des Präsidenten“.

FRIDMAN, Michail, geb. 1964. Ingenieur; zunächst im Bereich der Kooperativen, ab 1988 im Finanzsektor tätig. Präsident der Alfa-Bank; 1995 Mitglied im Verwaltungsrat von ORT, 1996 in dem von Sidanko (Erdöl). Nachfolger von Wladimir Gussinski* als Präsident des Russischen Jüdischen Rates.

GAIDAR, Jegor, geb. 1957. Wirtschaftsexperte, Abgeordneter und Fraktionschef der einzigen regierungsfreundlichen Partei Demokratische Wahl. Ab 1991 Wirtschaftsberater von Präsident Jelzin und Finanzminister, dann bis Dezember 1992 Ministerpräsident. Vertritt weiterhin einen radikalen Wirtschaftsliberalismus; hat seit der Regierungsumbildung im März 1997 wieder an Einfluß gewonnen.

GUSSINSKI, Wladimir, geb. 1952. Ingenieur; während der Perestroika Theaterregisseur; Vorsitzender der Most-Bank und der Media-Most Holding.

ILJUSCHIN, Wiktor, geb. 1949. Vorsitzender des Sicherheitskomitees der Staatsduma, wo er die kommunistische Opposition anführt. Sollte die KP auseinanderbrechen, könnte er zum Anführer der radikalisierten Basis werden, während Wladimir Semago (geb. 1947) sich an die Spitze einer sozialdemokratischen Bewegung stellen könnte. Offen bleibt, welche Rolle in einem solchen Fall Gennadi Sjuganow* und seinem engsten Mitarbeiter Walentin Kupzow (geb. 1937) zufallen würde.

JAWLINSKI, Grigori, geb. 1952. Als Stellvertretender Ministerpräsident legte er 1990 den „Plan der 500 Tage“ vor, um die Wirtschaft zu reformieren. Seine Partei Jabloko hat sich zu einer Partei der „demokratischen Opposition“ entwickelt, die für eine Wirtschaftslenkung durch den Staat plädiert, da „die Marktwirtschaft außerstande ist, sich selbst zu regulieren“. Sein schwieriger Charakter erschwert es ihm, Bündnispartner zu finden, die er für seine mögliche Wahl zum Staatspräsidenten brauchen würde.

JUMASCHEW, Walentin, geb. 1968. Ehemaliger Journalist bei Ogonjok; „Ghostwriter“ von Präsident Jelzins Memoiren; seit März 1997 Leiter der Präsidialverwaltung.

KOCH, Alfred, geb. 1961. Wirtschaftsspezialist; hat seine Karriere ausschließlich in den Komitees für Staatseigentum gemacht. Nach den Privatisierungen im Juli 1997 wurde ein Untersuchungsverfahren gegen ihn eingeleitet; auch in den Skandal um die Autorenhonorare vom November verwickelt; mittlerweile in der Stiftung für Privateigentum untergekommen, deren Leiter Arkadi Jestafjew ebenfalls ein Vertrauter von Tschubais ist.

KOKOSCHIN, Andrej, geb. 1946. Ziviler Militärexperte; im April 1992 zum Ersten Stellvertretenden Minister für Verteidigungsfragen ernannt; hat drei Minister überlebt. Vorsitzender der gemischten Sicherheitskommission und der Staatlichen Truppeninspektion, die per Präsidentendekret vom 28. August 1997 geschaffen wurde (ein Dekret, das ihm auch die Aufgaben von Juri Baturin* im Verteidigungsrat überträgt); hat Einfluß auf die Reform der Streitkräfte, mit denen er seit Jahren befaßt ist.

KULIKOW, Anatoli, geb. 1946. General; Innenminister und rotes Tuch der Reformer. Im Oktober 1996 von Tschubais eingesetzt, um Alexander Lebed* kaltzustellen, hat er inzwischen die Verantwortung für den gesamten Komplex der inneren Sicherheit (einschließlich Wirtschaftskriminalität) an sich ziehen können. Trotz wenig überzeugender Leistungen seines Ministeriums und ungeachtet seiner Verantwortung im Tschetschenien-Konflikt avancierte er im Februar 1997 zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten. Seine Funktion ermöglicht ihm, sog. kompromat (kompromittierendes Material) zu sammeln und den Kampf gegen die Korruption als politische Waffe einzusetzen.

LEBED, Alexander, geb. 1950. Beim ersten Wahlgang für die Präsidentschaft 1996 auf dem dritten Platz, unterstützte er im zweiten Wahlgang Boris Jelzin; wurde im Juli 1996 Sekretär des Sicherheitsrats. Drei Monate später stolperte er über seine eigene Ungeduld und wurde, auch mangels Verbündeter im Kreml, seines Amtes enthoben, ehe er im November 1996 alle anderen Funktionen ebenfalls verlor. In seiner Amtszeit wurde jedoch der Tschetschenien-Krieg beendet. Trotz seiner Popularität bleibt seine Republikanische Partei schwach.

LUSCHKOW, Juri, geb. 1936. Moskauer Bürgermeister; er hat die Hauptstadt zu einem Staat im Staate und zu einer Insel des Wohlstands gemacht, wobei er gleichzeitig die sozialen Einrichtungen beibehielt. Dank seiner hervorragenden Beziehungen zum Staatspräsidenten blieben der Stadt radikale Reformen erspart, etwa die Privatisierung städtischer Dienstleistungen und damit die Durchsetzung realer Preise. Wenn er sich in die Außenpolitik einmischt, ist er weniger erfolgreich und wird eher zur Belastung. Leugnet jede Ambition auf die Präsidentschaft und zieht offenbar die Rolle des Königsmachers vor, wie 1996 im Falle Boris Jelzins.

MALASCHENKO, Igor, geb. 1952. Experte für internationale Beziehungen und Mitglied des Kreises, der Michail Gorbatschow die Anstöße zum neuen politischen Denken gab; ab 1991 Urheber des neuen russischen Fernsehens, zunächst noch im alten staatlichen Fernsehen in Ostankino, dann bei NTW (dort seit Juli 1993 Generaldirektor). Als Jelzins Medienberater im letzten Wahlkampf holte er nach dessen Sieg einige Vorteile für NTW heraus und wechselte anschließend in die Kommunikations- und in die Werbebranche.

NEMZOW, Boris, geb. 1959. Sechs Jahre lang Gouverneur des Gebietes Nischni-Nowgorod, ehe er im März 1997 Erster Stellvertretender Ministerpräsident wurde; verantwortlich für die Reform des sozialen Netzes und die Umstrukturierung der Monopole. Trotz magerer Resultate unverändert populär; muß ständig Gerüchten über eine eventuelle Kandidatur für das Präsidentenamt widersprechen. Gab im November 1997 das Energieministerium ab und verlor im Januar 1998 bei der „Neuverteilung der Zuständigkeiten der Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten“ seine Autonomie.

PODBERJOSKIN, Alexej, geb. 1953. Abgeordneter; Berater zunächst des früheren Vizepräsidenten Alexander Ruzkoi, dann, ab 1994 – obwohl nicht Mitglied der KP – von Sjuganow*. Überzeugte diesen nach der Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen von 1996, die Nationalpatriotische Front zu gründen, um eine breite „linke“ Basis zu schaffen.

POTANIN, Wladimir, geb. 1961. Nutzte die Kontakte, die er in seiner achtjährigen Tätigkeit im Außenhandelsministerium geknüpft hatte, zur Gründung der Onexim-Bank. Diese gehört inzwischen zur Industrieholding Interros und kontrolliert eine der größten Investmentbanken Rußlands: die MFK-Renaissance. Gehört zu den wenigen Industriellen, die keine Scheu vor ausländischen Partnern haben. Ist ein Vertrauter von Tschubais und fungierte 1996 für einige Monate als Finanzminister.

PRIMAKOW, Jewgeni, geb. 1929. Orientalist; Journalist, Akademiemitglied; in die Politik übergewechselt unter Gorbatschow, der ihn 1991 zum Chef der sowjetischen Geheimdienste machte. Blieb unter Jelzin auf diesem Posten, ehe er im Oktober 1996 zum Außenminister wurde. Er hat neuen Schwung in sein Ressort gebracht und gilt auch im kritischen Westen als ein Mann von großer Kompetenz.

ROCHLIN, Lew, geb. 1947. General, Abgeordneter von Unser Haus Rußland; publizierte im Juni 1996 einen offenen Brief an Präsident Jelzin und an die Streitkräfte, in dem er erklärte, die Armee stehe vor dem Zusammenbruch. Rief die „Bewegung zur Unterstützung der Armee, der Verteidigungsindustrie und der Militärwissenschaft“ ins Leben. Jelzin entzog ihm jedoch den Boden, indem er die ausstehenden Löhne für Armeeangehörige vor dem Gründungskongreß am 20. September 1997 auszahlte.

RYBKIN, Iwan, geb. 1947. Kopräsident der Sozialistischen Arbeiterpartei, die mit der Agrarpartei und anderen Gruppierungen in einem Linksblock zusammengeschlossen ist; Sekretär des Sicherheitsrats; seit dem Ausscheiden Beresowskis Chefunterhändler im Tschetschenien-Konflikt.

SAGALAJEW, Eduard, geb. 1946. 1973 als „vielversprechender junger usbekischer Kader“ nach Moskau gekommen; von Gorbatschow 1988 zum Informationschef ernannt. Auf ihn gehen so berühmte Sendungen wie „Zwölfte Etage“, „Wsgljad“ oder „Sieben Tage“ zurück, die bis heute überall in der ehemaligen UdSSR Nachahmung finden. In der euphorischen Phase nach dem August 1991 Mitglied im Verwaltungsrat von Ostankino; im Februar 1997 durch Nikolaj Swanidse abgelöst, der als flexibler gilt. Heute Chef von TV-6.

SCHACHRAI, Sergej, geb. 1956. Einer der Autoren der russischen Verfassung von 1993. Vorsitzender der Partei der Einheit und Eintracht; Rückkehr auf die politische Bühne im Dezember 1996, als er Stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung und Vertreter des Präsidenten beim Verfassungsgericht wurde.

SCHIRINOWSKI, Wladimir, geb. 1946. Gründete 1989 die Liberaldemokratische Partei Rußlands (LDPR), deren Vorsitzender er ist. Dank zunehmender politischer Reife der Bürger allmählich marginalisiert; ist außerdem durch sein exzentrisches Verhalten diskreditiert.

SELESNJOW, Gennadi, geb. 1947. 1991 Stellvertretender Chefredakteur der Prawda; Präsident der Staatsduma; Kommunist der leisen Art („außen rot, innen weiß“); wird als möglicher Präsidentschaftskandidaten gehandelt.

SERGEJEW, Igor, geb. 1938. Armeegeneral. Am 22. Mai 1997 – nach der Entlassung von Igor Rodjonow – zum Verteidigungsminister ernannt, allerdings in geschwächter Position, denn die neue Militärdoktrin sieht eine äußere Bedrohung nicht mehr als Hauptgefahr für die Sicherheit des Landes, was die Rolle der Armee erheblich schmälert. Diese hat Verbündete – wie den Militärisch-Industriellen Komplex (siehe Urinson) – verloren, und mit sinkender Moral und schlechter Finanzlage zu kämpfen.

SJUGANOW, Gennadi, geb. 1944. Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Es ist ihm nicht gelungen, seinen Einfluß während des Wahlkampfs und seinen breiten Rückhalt an der Basis in reale politische Macht umzumünzen; die Partei könnte ihn, um ihr Verliererimage abzuschütteln, als Parteichef durch Walentin Kupzow ablösen und als Präsidentschaftskandidaten durch Selesnjow* oder Strojew* ersetzen.

SMOLENSKI, Alexander, geb. 1954. Kam nach zweijähriger Lagerhaft (soll im Untergrund Bibeln gedruckt haben) nach Moskau; gründete zunächst eine Baufirma und 1989 die Stolitschny-Bank, um seine Gewinne zu plazieren. Gegenwärtig Präsident der SBS-Agro, die als eine der größten russischen Banken gilt (5,2 Milliarden Dollar Jahresumsatz, 43000 Beschäftigte).

STEPASCHIN, Sergej, geb. 1952. Von 1994 bis 1996 ein jämmerlich unfähiger Geheimdienstchef. Wurde nach dem tschetschenischen Fiasko zum Bauernopfer für die Rachegelüste der Abgeordneten; tauchte im Juli 1997 wieder in der politischen Arena auf: als Nachfolger von Justizminister Walentin Kowaljow, der sich in der „Sauna-Affäre“ kompromittiert hat (Fotos im Umkreis leicht bekleideter junger Damen in einer Sauna, die einem Mafioso gehört). Das Ministeramt hat mit dem Dekret vom 8. Oktober 1997, das den Strafvollzug dem Justiz- statt dem Innenministerium unterstellt, an Bedeutung gewonnen.

STROJEW, Jegor, geb. 1937. Präsident des Föderationsrats mit besten Beziehungen zu Jelzin und Selesnjow*, damit ein ernstzunehmender Anwärter auf das Amt des Staatspräsidenten.

TSCHERNOMYRDIN, Wiktor, geb. 1938. Ingenieur; hatte 1985 das Ministerium der sowjetischen Gasindustrie unter sich; von Mai bis Dezember 1992 Energieminister der Russischen Föderation; seither Ministerpräsident. Verdankt sein langes politisches Überleben den Verbindungen zu Gasprom, deren Vorstandsvorsitzender er zwischen 1989 und 1992 war, seiner zunehmend bedeutenden Rolle bei der Vermittlung zwischen dem Präsidenten und der Opposition; seiner Geschicklichkeit auf dem Parkett der internationalen Politik sowie seinen Beziehungen zu den Eliten der ehemaligen Sowjetrepubliken; gilt als der (momentane) Kronprinz von Boris Jelzin.

TSCHUBAIS, Anatoli, geb. 1955. Wirtschaftsspezialist; verwaltete zunächst die Staatsbetriebe von Leningrad/St. Petersburg, dann der ganzen Föderation; wurde im Juni 1992 Stellvertretender Ministerpräsident; in dieser Funktion zuständig für die Privatisierungen. Nach kurzem Zwischenspiel an einem Institut, das durch einen Kredit von Smolenski finanziert war, im Februar 1996 von Tatjana Djatschenko* als Wahlkampfleiter für Boris Jelzin in den inneren Kreis der Politik zurückgeholt. Leitete dann die Präsidialverwaltung, ehe er im März 1997 auf den Posten eines Stellvertretenden Ministerpräsidenten zurückkehrte, den er im Januar 1996 verloren hatte. In dieser Funktion für alle Wirtschaftsfragen zuständig, verlor aber im Januar 1998 infolge der Autorenhonorar-Affäre das Finanzressort und damit auch seine Autonomie gegenüber dem Ministerpräsidenten.

URINSON, Jakow, geb. 1944. Wirtschaftsfachmann; seit März 1997 Wirtschaftsminister. Hat den Militärisch-Industriellen Komplex praktisch eliminiert, indem er das Ministerium für Verteidigungsindustrie zu einer Abteilung seines Ministeriums umwandelte. Durch die Umstrukturierung von Roswooruschenije, dem für den Waffenexport zuständigen Staatsbetrieb, hat er eine weitere Machtbasis der Militärs unterhöhlt (siehe Ananjew].

WJACHIREW, Rem, geb. 1934. Generaldirektor von Gasprom; könnte künftig an Einfluß verlieren: zwar verwaltet er seit 1993 den 35prozentigen Staatsanteil an Gasprom wie sein Privateigentum, aber Nemzow* will diesen Anteil wieder in seinen Einflußbereich bringen, was ihm bislang nicht gelungen ist; Wjachirew und seine Leute kontrollieren nach wie vor dieses Mammutunternehmen der Gasbranche, das international eine immer größere Rolle spielt.

WINOGRADOW, Wladimir, geb. 1955. Ingenieur und Wirtschaftsfachmann; Präsident der Inkom- Bank, die er 1987 gegründet hat. Wurde nach der Präsidentschaftswahl „bestraft“, weil er den Wahlkampf von General Lebed finanziert hatte. Die Zeitung Kommersant Daily (die von Smolenski* kontrolliert wird) publizierte Insider-Informationen, wonach Zweifel an der Solidität seines Imperiums angebracht seien.

NINA BASCHKATOW

dt. Eveline Passet

Le Monde diplomatique vom 13.03.1998, von NINA BASCHKATOW