12.06.1998

Ilya Kabakov und die „totale“ Installation

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Ilya Kabakov und die „totale“ Installation

„Während sich der Betrachter bislang in jeder Installation – wie vor einer Skulptur oder einem Bild – relativ frei fühlte“, erläutert Kabakov, „wird er nun, in der totalen Installation, von dieser gesteuert. Er wird zum ,Opfer' (...) und zugleich zum ,Täter', der einerseits die Installation betrachtet und andererseits jenen Assoziationen und Erinnerungen nachhängt, die sich bei ihm in der intensiven Atmosphäre der Installation einstellen.“

Der russische Installationskünstler kreiert in den Museumsräumen Eigenwelten, die so geschlossen sind, daß man im Moment des Betretens die Außenwelt verlieren soll, ja: verliert. Die Räume sind fensterlos, vollständig gestrichen, um jegliche äußerliche Realität zu eliminieren. In ihnen verdichtet sich Zeit, insofern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft deutlich getrennt existieren und doch – in sich geschlossen – kommunizieren: im Betrachter, im Raum.

Die Installation ist eine recht junge Kunstform, die Kabakov durch sein Konzept der „totalen“ Installation weiterzuentwickeln trachtet, wobei er seine Ost- und West-Erfahrungswelten gleichermaßen kondensiert. Seine „15 Vorlesungen“ sind nachzulesen in dem (dreisprachigen) Band „Über die ,totale' Installation“, Edition Cantz, 1993.

Le Monde diplomatique vom 12.06.1998