12.10.2001

Japanische Kriegsverbrechen

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Japanische Kriegsverbrechen

Das Massaker von Nanking: 1937 marschiert Japan in Nordchina ein. In Nanking verübt die kaiserliche Armee ein Massaker an der Zivilbevölkerung: 150 000 bis 200 000 Menschen werden niedergemetzelt, Frauen vergewaltigt, Männer gefoltert, Kinder bei lebendigem Leibe begraben. Die Stadt wird in Schutt und Asche gelegt. Das Massaker von Nanking ist das einzige Kriegsverbrechen, das vor dem Tribunal von Tokio gesondert behandelt wurde. General Iwane Matsui wird zum Tode verurteilt, weil er das Wüten der ihm unterstellten Truppen nicht verhindert hat. (Dazu: Katsuichi Honda, „The Nanjing Massacre. A Japanese Journalist Confronts Japan’s National Shame“, M. E. Sharpe Inc. 1999; Iris Chang, „The Rape of Nanking“, Basic Books 1997; Joshua A. Fogel, Hg., „Nanjing Massacre in History and Historiography“, University of California Press 2000)

Die „Trostfrauen“: Dokumente aus japanischen Militärarchiven belegen, dass die kaiserliche Armee in den Jahren 1930 bis 1945 200 000 asiatische Frauen – größtenteils aus Korea – verschleppt und in Militärbordellen zur Prostitution gezwungen hat. 1992 sah sich die japanische Regierung unter Druck gesetzt, die Faktenlage anzuerkennen. Seither verlangen die Überlebenden Entschädigungsleistungen von Japan, was die Regierung unter dem Vorwand ablehnt, die Reparationsfrage sei erledigt. Ende März hat das Oberste Gericht von Hiroschima die Entscheidung für eine Entschädigungszahlung an drei ehemalige Zwangsprostituierte wieder aufgehoben. Immerhin wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die den betroffenen Frauen Beistand und Hilfe gewährt. (Dazu: Yoshiaki Yoshimi, „Comfort Women. Sexuel Slavery in the Japanese Military during World War II“, Columbia University Press 2000)

Die Einheit 731: In den Jahren 1939 bis 1945 führte eine Spezialeinheit der japanischen Armee unter General Shiro Ishii in der mandschurischen Stadt Harbin Experimente mit biologischen Kampfstoffen und Vivisektionen an über 3 000 Personen, größtenteils Chinesen, durch. Die Forschungsergebnisse fanden umgehend Eingang in die Praxis: In Nanking versetzte die Einheit 731 das Brunnenwasser mit Seuchenerregern. Nach der Niederlage wurde General Ishii von den Amerikanern Straffreiheit gewährt – als Gegenleistung für die Überlassung seiner Forschungsarbeiten. Mehrere Mitarbeiter Ishiis machten in japanischen Pharmakonzernen Karriere. (Dazu: Sheldon H. Harris, „Factories of Death. Japanese Biological Warfare“, 1932–1945, Routledge 1994)

Le Monde diplomatique vom 12.10.2001