11.10.2002

Peter Frie

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Peter Frie

Der schwedische Künstler Peter Frie malt sich die Leinwand weiß. Die Landschaften, die er entstehen lässt, sind Erinnerungen, die durch Lokalfarbe, Farbauftrag und Horizontlinie zuallererst Empfindungen transportieren. Sie sind nicht von dieser Welt, an keine Aktualität gebunden, von keiner Menschenhand berührt, mit keinem Menschenwerk bestückt. Sie sind nicht nur dem menschlichen Zutun entrückt, sondern auch von Wirklichkeit abstrahiert, ohne wirklich abstrakt zu werden. Wie schon seit den Romantikern erstreckt sich der Horziont ohne rahmende Gegenstände oder Figuren ins Unendliche.

Gilles Deleuze hat sich einmal über die Auffassung mokiert, am Anfang eines Kunstwerkes stünde jeder Künstler vor einer weißen Leinwand. Erst dadurch, dass der Künstler die Bilder des Alltags malend aus seiner Vorstellung lösche, entstehe das Kunstwerk. So hat Peter Frie die Außenwelt weiß weggemalt, um die Innenwelt zum Vorschein zu bringen.

Seine jüngsten Bilder sind größer geworden, der wolkige Himmel ist in den Mittelpunkt gerückt, die Weißfläche schmaler geworden. Die Natur bleibt fern. „Denn der Menschen sind viele, doch das Meer ist allein“, schrieb Gunnar Ekelöf, dem Frie kürzlich ein Bild widmete, in dem Gedicht „Meer“. Peter Frie lebt derzeit in Berlin.

M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 11.10.2002, von M.L.K.