14.07.2000

Lutz Gessat

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Lutz Gessat

„Bei der Fotografie“, sagt der Maler Lutz Gessat, „fehlt mir immer etwas. Sie ist zu unaufgeladen. Anfangs verwendete ich Fotos aus Zeitungen als Vorlage, heute stelle ich die Fotos selber her. Doch das reine Abbild befriedigt mich nicht. Durch das Hinzufügen der Farbe entstehen Räume, die ich erkunden kann.“

Lutz Gessat, 1965 in Mönchengladbach geboren, studierte an der Akademie für Bildende Kunst in Maastricht und lebt seit 1996 in Berlin. Er hat sich in den letzten fünf Jahren den Ausdrucksmöglichkeiten einer eigens entwickelten Technik gewidmet, die Malerei und Fotografie auf der Leinwand zusammenführt: Auf der Grundlage einer vergrößerten Fotografie – zunächst handelte es sich um Fundstücke des Alltäglichen, in jüngerer Zeit um Fotos von selbsterschaffenen Szenarien – stellt er mittels eines Kopierers eine große transparente Folie her. Diese Folie wird mit Akryl auf die mit Pigmenten bemalte Leinwand aufgeklebt und alsbald wieder abgezogen, sodass das vergrößerte Foto als schwarzer Farbauftrag spiegelverkehrt auf der Leinwand zurückbleibt.

Viele der Fotos aus jüngerer Zeit sind überdimensionierte Bilder aus dem Kosmos der Kindheit: sie haben ihren Ursprung im Märklin-Faller-Fischer-Figuren-Sortiment (so auch der Hirsch, der an den Bäumen hängt). Gessat erkundet kleine Welten und deren vergrößerte Abziehbilder, die von verschiedenen Farbhintergründen ausgeleuchtet werden. Mitunter schimmern sie nur – hinter dem Schleier von Übermalungen. M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 14.07.2000, von M.L.K.