Archiv: Texte

In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
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Ausgabe vom 12.06.1998


  • ALS „Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ wird jener „eurasische Korridor“ bezeichnet, den die Europäische Union mit Unterstützung der Vereinigten Staaten am südlichen Rand der Russischen Föderation einrichten will. Geplant ist ein Netz von Straßen und Eisenbahnlinien, von Pipelines und Häfen, ebenso ein Luftkorridor: Offiziell geht es darum, die neuen unabhängigen Staaten der Region aus der territorialen Isolierung zu befreien, wobei allerdings die Bemühungen vor allem darauf gerichtet sind, ihre Öffung zur Welt durch Verkehrswege zu sichern, die weder durch Rußland noch durch den Iran führen. Statt dessen ist der Türkei die Schlüsselrolle in der Region zugedacht. Und im Kampf um die Ausbeutung der Ressourcen sind alle Tricks erlaubt ... ■ Von
    JEAN RADVANYI *
  • Von
    IGNACIO RAMONET
  • Von Thailand über Japan bis Süd-Korea erschüttert die Krise der Währungs- und Finanzmärkte weiterhin die Länder. Für Millionen Menschen bedeutete sie bereits den Verlust des Arbeitsplatzes, nun hat sie erstmals ein prominentes Opfer gefordert: General Suharto. Er ließ nichts unversucht, um sein auf Pfründen und Korruption begründetes Machtmonopol zu verteidigen. Doch er vermochte weder die vom IWF auferlegten Wirtschaftsreformen durchzusetzen noch die allgemeine Revolte zu verhindern, und so mußte e, nacüber dreißigjähriger Präsidentschaft, am 21. Mai 1998 zurücktreten. Sein Nachfolger Bacharuddin Jusuf Habibie, ein Mitglied des inneren Zirkels der Macht, hat bereits Wahlen angekündigt, die Freilassung politischer Gefangener zugesagt und Veränderungen in der Armeeführung veranlaßt. Doch das Land braucht einen tiefgreifenden Wandel. Innerhalb weniger Monate ist Indonesien unter die armen Länder geraten – eine unrühmliche Bilanz für das Regime Suharto, das sich einst, mit Billigung der USA, durc ein Blutbdan die Macht gebracht hatte. ■ Von
    NOAM CHOMSKY *
  • Am 29.Mai 1985, vor Beginn des Endspiels um den Europapokal der Landesmeister kommt es im Brüsseler Stadion zu Ausschreitungen. Panik entsteht. Am Ende sind 39 Menschen tot. Damals, zur Hochzeit der Terrorismus-Debatte in Frankreich, kommentierte Jean Baudrillard dieses Ereignis. ■ Von
    JEAN BAUDRILLARD *
  • ■ GESELLSCHAFTEN kollabieren nicht, sie erodieren. Immer noch verändert sich die deutsche Lebenswelt diskret: Wohlstandsjogger stolpern in gepflegten Parks über Penner, unauffällig schaffen Polizisten die Bettler aus den Einkaufsmeilen, vor den Jugendstilhäusern im Berliner Westen spielen Akkordeonisten – wo immer die 6 Millionen faktisch Arbeitslosen stecken, ob sie verzweifeln oder schwarzarbeiten: diese Gesellschaft ist vor allem immer noch zu reich, um eine Krise des Bewußtseins zu produzieren.Von
    MATHIAS GREFFRATH
    *
  • Von
    SOLOMON KANE
    und
    LAURENT PASSICOUSSET
    *
  • Von
    FRANÇOISE CAYRAC-BLANCHARD
    *
  • Nachdem die indische Regierung im Mai fünf Atomtests durchgeführt hatte, verkündete sie einen vorläufigen Teststopp und signalisierte die Bereitschaft, über ein endgültiges Verbot derartiger Versuche zu verhandeln. Pakistan hat mitterweile gleichfalls Atomtests durchgeführt, und beide Länder zeigen sich in ihrem nationalen Geltungsdrang unbeeindruckt von Sanktionsdrohungen. Die Tests bestätigen einmal mehr die Kritiker der Atompolitik und belegen die Fragwürdigkeit der internationalen Atomverträge, och darüber hinaus machen sie deutlich, wie instabil die Verhältnisse in dieser Region Asiens sind. Die territorialen Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan um die Region Kaschmir etwa werden seit nunmehr fünfzig Jahren geführt. Ständig wachsen Militärausgaben und Armeestärke in diesen Ländern; das gleiche gilt für den chinesischen Militärapparat. In Indien, mit seiner Vielzahl ethnischer und sozialer Spannungen, ist der nationale Zusammenhalt keine Selbstverständlichkeit, und so stellt sih die Frage, welche innenpolitische Funktion die Machtdemonstration der Atomtests erfüllt und welche Feindbilder sie beschwört. ■ Von
    CHRISTOPHE JAFFRELOT *
  • Von
    JEREMY SEABROOK
    *
  • MAN darf nicht auf die Großen der Pharmaindustrie setzen, wenn es darum geht, Impfstoffe oder Medikamente gegen Krankheiten zu entwickeln, die wenig solvente Patienten befallen. So ist es im Fall der Malaria. Zwar sterben jährlich eine Million Menschen an dieser Krankheit, doch Forschung und Privatwirtschaft haben die Entwicklung entsprechender Medikamente bislang vernachlässigt. Es obliegt nunmehr den öffentlichen Organisationen sowie den internationalen Institutionen, diese Lücke zu schließen. GroHarlem Brundtland, die am 13. Mai dieses Jahres neugewählte Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte erst jüngst die Aufgabe, diese vermeidbare Seuche zu bekämpfen, gegenüber ihrem Exekutivrat als vorrangig. ■ Von
    MOHAMED LARBI BOUGUERRA *
  • SEIT 1930 gibt es die Fußball-Weltmeisterschaft, doch anfangs dominierten die Länder aus Europa und Lateinamerika. In jüngster Zeit ist der Massensport weltweit zur Attraktion geworden: Bei der diesjährigen WM-Endausscheidung sind erstmals 32 Mannschaften aus allen Kontinenten vertreten. Der Fußball ist ein bevorzugter Ort politischer Projektionen, ein Seismograph nationaler wie internationaler Friedens- oder Spannungslagen. Welcher Art ist das Wechselspiel zwischen geopolitischer Diplomatie und Fuballpolitik? ■ Von
    PASCAL BONIFACE *
  • Von
    JACQUES BLOCISZEWSKI
    *
  • SEIT Mai diesen Jahres ist die weltweit größte Schallplattenfirma Polygram in Besitz des kanadischen Konzerns Seagram, dem in Hollywood die Universal-Studios gehören. Die Übernahme erfolgt zu einem Zeitpunkt, da die – amerikanisch und britisch dominierte – Phonoindustrie, die den Zwängen des Starsystems unterliegt, nach einer Zeit kräftigen Wachstums mit einer Musikpiraterie kämpft, die angeblich 10 Prozent des Marktes ausmacht. ■ Von
    MARIO D'ANGELO *
  • DAS seit 1975 dreimal verlängerte Lomé-Abkommen stand bislang für das europäische Bestreben, mit den Ländern des Südens Beziehungen aufzubauen, die nicht allein wirtschaftlichen Interessen folgen. Trotz seiner eher mäßigen Erfolgsbilanz wirkt dieser Vertrag wie eines der letzten Bollwerke, das die armen Länder vor dem ungezügelten Zugriff der Globalisierung schützt. Aber nicht mehr lange. Denn während die 15 EU-Mitglieder sich daranmachen, das fünfte Abkommen auszuhandeln, fordern die internationaln Finanz- und Handelsorganisationen die Angleichung des Abkommens an die neue Weltwirtschaftsordnung. ■ Von
    ANNE-MARIE MOURADIAN *
  • ANLÄSSLICH des hundertfünfzigsten Jahrestags der Sklavenbefreiung (1848) gab es in Paris zahlreiche Gedenkveranstaltungen, die sich dem Menschenhandel mit Schwarzafrikanern im 19. Jahrhundert gewidmet haben. Doch auch heute ist die Versklavung von Menschen noch Teil unserer gesellschaftlichen Realität. Überall auf der Welt leben Millionen Menschen, vor allem Kinder und Frauen, unter versklavten Bedingungen, und nur langsam wird man sich des Ausmaßes dieser Ausbeutung bewußt, die man auch in Westeurpa antrifft. Je mehr illegale Immigranten es gibt, je mehr Menschen also, die hier unscheinbar bleiben, desto kleiner ist der Schritt von der Idee der modernen Dienstleistungsgesellschaft zu sklavenartigen Wirklichkeiten. ■ Von
    THIERRY PARISOT *
  • Die Delegation des amerikanischen Kongresses, die sich, angeführt von dem Republikaner Newt Gingrich und dem Demokraten Richard Gephardt, Ende Mai in Israel aufhielt, hat die unnachgiebige Haltung Benjamin Netanjahus begrüßt und erneut deutlich gemacht, daß die Parlamentarier sich gegen jeden Versuch Washingtons wenden, auf Israel Druck auszuüben. Daß die israelisch-palästinensischen Verhandlungen festgefahren sind, bedeutet allerdings ein Problem für die amerikanische Strategie am Golf. Nachdem beeits der Versuch gescheitert ist, die arabischen Verbündeten gegen den Irak zu mobilisieren, sehen sich die USA auch mit Widerständen aus Europa und von seiten Rußlands konfrontiert, das zunehmend selbstbewußt auftritt. ■ Von unserem Korrespondenten
    ALAIN GRESH
  • EIN Jahr nach dem Sieg einer linken Parlamentsmehrheit in Frankreich ist die rechtliche Diskriminierung homosexueller Paare immer noch nicht aufgehoben, und im Lande werden Unterschriften gesammelt, um eine Reform zu verhindern. Die Verlautbarungen der Regierung hingegen vermitteln den Eindruck, man plane erste Schritte hin zu einer weiter gefaßten juristischen Definition des Paares und der eheähnlichen Gemeinschaft. Doch Ehe und Adoption bleiben weiterhin – unter Berufung auf das „Interesse des Kines“ – nur Heterosexuellen vorbehalten. Dabei fehlt es nicht an Argumenten für ein beherzteres Vorgehen. ■ Von
    ERIC FASSIN *
  • INNERHALB der letzten zwanzig Jahre hat Nigeria sich einen Spitzenplatz unter den drogenexportierenden Ländern erobert. Zwar existiert im Lande selbst keine nennenswerte Drogenproduktion, doch das Zusammenspiel von Geschäftswelt und Machtelite funktioniert; und auch wenn Schwarzafrika keine Region mit traditionell hohem Drogenkonsum ist, so hat sich inzwischen ein lokaler Markt für harte Drogen entwickelt – ein Symptom der krisenbedingten Verunsicherung und Orientierungslosigkeit der Jugend. Gerade ie Jugend hatte die Parlamentswahlen vom 26. April dieses Jahres aktiv boykottiert, und es ist anzunehmen, daß sich dies bei den für den 1. August angesetzten Präsidentschaftswahlen wiederholt, zumal General Sani Abacha der einzige Kandidat ist. ■ Von
    MARC-ANTOINE PÉROUSE DE MONTCLOS *