Archiv: Texte

In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
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Ausgabe vom 16.05.1997


  • AUS Pekinger Sicht erscheint die Rückgabe Hongkongs an China als ein Ereignis von hohem Symbolwert. Es steht für das Ende der westlichen Kolonialherrschaft auf diesem Territorium und für den Beginn einer Ära der Souveränität und Gleichheit mit den großen Industrienationen. Der Termin 1. Juli 1997 lenkt das nationale Bewußtsein auf diesen Übergang, dessen Regeln durch die zentralchinesische Regierung einseitig festgelegt worden sind, ohne jede Rücksicht auf die – wenn auch verspätete – Demokratisierung, wie sie der letzte britische Gouverneur, Christopher Patten, noch vorangetrieben hatte.Von
    GUILHEM FABRE
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  • ■ Nur knapp ist der israelische Ministerpräsident am 20. April an einer Anklage wegen "Betrugs und Vertrauensbruchs" vorbeigekommen - aus Mangel an Beweisen, wie Generalstaatsanwalt Eliakim RubNur knapp ist der israelische Ministerpräsident am 20. April an einer Anklage wegen „Betrugs und Vertrauensbruchs“ vorbeigekommen – aus Mangel an Beweisen, wie Generalstaatsanwalt Eliakim Rubinstein betonte, der von „Verdachtsmomenten“ sprach. „Es stinkt zum Himmel“, hieß es in einer Schlagzeile der Tageszeitung Haaretz. Zum Sturz der Regierung kam es dennoch nicht. Netanjahu könnte nun die Zeit nützen, um die Verträge von Oslo noch nachhaltiger und stärker zu sabotieren. Für die israelische Bevölkerung wäre es eine Verschlimmerung der ohnehin katastrophalen Situation, in die sie von der Regierung der Rechten in knapp einem Jahr Amtszeit gebracht worden ist. Die regierende Koalition hat sich von der Idee des Friedens mit den Palästinensern und der arabischen Welt abgewandt und damit Israels Sicherheit, seinen Wirtschaftsaufschwung, die Verbesserung der internationalen Beziehungen, ja sogar die Normalisierung des Verhältnisses von Staat und Religion gefährdet.Von
    AMNON KAPELIOUK
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  • Von
    HENRI MADELIN
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  • DER Mensch besitzt neuerdings die Fähigkeit, sich selbst genetisch zu verändern. Immer schneller rast der wissenschaftliche Fortschritt voran, ohne daß ihm auf nationaler oder internationaler Ebene Schranken oder Grenzen gesetzt würden – dafür hat die Affäre um Dolly, das geklonte Schaf, den letzten Zweiflern kürzlich den Beweis geliefert. Andererseits wirft die Einführung von genmanipuliertem Mais oder Soja auf dem europäischen Markt zahlreiche Fragen zu den damit verbundenen Risiken auf. Für wen und zu welchem Zweck sind jene genetisch modifizierten Organismen entwickelt worden? War so etwas notwendig? Und war es vernünftig?Von
    JACQUES TESTART
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  • WENIGE Wochen vor den Parlamentswahlen am 5. Juni hat die algerische Opposition, darunter auch die Islamische Heilsfront (FIS), auf einer Konferenz in Madrid am 12. und 13. April die Einleitung eines ernstgemeinten Friedensdialogs gefordert. Bezüglich der Teilnahme an den Wahlen vertreten sie zwar unterschiedliche Positionen, jedoch haben die Unterzeichner der Plattform von Rom (vom Januar 1995) ihre Überzeugung bekräftigt, daß nur eine politische Lösung ein Ende der Gewalt bewirken könne, die in den vergangenen Wochen wieder Hunderte Opfer gefordert hat. Doch die Regierung hat die Bedingungen für die Wahlen festgesetzt und ist zu keinen Zugeständnissen bereit. Sie setzt vor allem auf die verbesserte Wirtschaftslage, um ihre Politik einer Bevölkerung schmackhaft zu machen, die der Entbehrungen und der alltäglichen Schießereien überdrüssig ist.Von
    AKRAM ELLYAS
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  • TROTZ der Krise, die durch die Verwicklung iranischer Führungskräfte in das Mykonos-Attentat in Berlin 1992 ausgebrochen ist, und trotz der darauffolgenden starren Haltung des Iran gegenüber dem Westen scheinen die europäischen Staaten nicht bereit, auf ihre Politik des „kritischen Dialogs“ mit Teheran zu verzichten. Wahr ist allerdings, daß die Bilanz der Strategie der „doppelten Eindämmung“, die die USA gegenüber dem Irak und dem Iran verfolgt, nicht sehr überzeugend ist und auch in den USA auf heftige Kritik stößt. Dies gilt vor allem für die Geschäftswelt, aber auch für bedeutende Persönlichkeiten des politischen Lebens wie Zbigniew Brzezinski und Brent Scowcroft, zwei ehemalige Chefs des Nationalen Sicherheitsrats. In einem kürzlich erschienenen Artikel in Foreign Affairs haben die beiden auf die Sackgasse verwiesen, in die die Washingtoner Golfpolitik geraten ist.Von
    PAUL-MARIE DE LA GORCE
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  • Von
    IGNACIO RAMONET
  • Von
    SERGE HALIMI
  • Von
    CHRISTIAN DE BRIE
  • Von
    JEAN-PAUL JEAN
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  • Mit einigen Veränderungen wurde Ende März dieses Jahres das Gesetz zur Überwachung von Ausländern in Frankreich (Loi Debré) verabschiedet. Wieder einmal hat das Parlament ein Gesetz verschärft, nicht um die illegale Einwanderung zu verhindern, sondern um die in Frankreich lebenden ausländischen Arbeitnehmer zu isolieren, ihnen klarzumachen, daß sie Fremde sind und bleiben, und sich bei der fremdenfeindlichen Öffentlichkeit anzubiedern. Angesichts dieser Auswüchse kommt dem Aufbegehren der Intellektuellen und vieler anderer Bürger die Bedeutung eines moralischen Kampfes zu, der an die republikanische Tradition anknüpft.Von
    PHILIPPE VIDELIER
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  • Globalisierung bedeutet, daß überall auf der Welt dieselben Probleme und Schwierigkeiten zutage treten. Ob die Frauen wieder an den Herd zurückgeschickt werden oder der Staat immer mehr wie ein Privatunternehmen funktionieren soll, ob feste Arbeitsplätze durch ungesicherte ersetzt werden oder die Kultur zum Strandgut verkommt – die Vorgaben sind immer die gleichen.
  • DER Tabakkonsum ist in den letzten vierzig Jahren in der nördlichen Hemisphäre um die Hälfte gesunken, während er sich in den Ländern des Südens mehr als verdoppelt hat. Insbesondere in der Volksrepublik China gibt es mehr Raucher als in den Vereinigten Staaten Einwohner. Ein Eldorado für eine Zigarettenindustrie also, die – angesichts immer umfassenderer Schutzbestimmungen in den Vereinigten Staaten und Europa – dort, wo man sie läßt, Methoden der Vermarktung und Absatzsteigerung anwendet, wie sie in ihren Ländern künftig verboten sind (Ausrichtung der Werbung auf Minderjährige, Zigarettenautomaten). Und wenn sich in einem politischen System, das seelenruhig bestechlich ist, die Möglichkeit ergibt, die Gefälligkeit (oder Duldung) der politischen Kreise zu kaufen, warum darauf verzichten? Inzwischen allerdings ist die Justiz tätig geworden: Die auf die Tabakproduzenten zurollende Prozeßlawine könnte diese bis zu 300 Milliarden Dollar kosten.Von
    HAL KANE
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  • Von
    MARK PERTSCHUK
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  • AM 23. und 24. Mai entscheidet die Slowakei als erstes Land in Mittel- und Osteuropa per Volksentscheid über den Nato-Beitritt. Das mutet paradox an, denn die Vereinigten Staaten scheinen die Möglichkeit eines Beitritts auszuschließen; für den Westen bleibt Bratislava in politischer wie ökonomischer Hinsicht der Taugenichts der Region. Wenn Premierminister Vladimir Mečiar das Referendum dennoch durchführt, so aus innenpolitischen Erwägungen. Das sagt zwar einiges über die Verwirrung aus, die in dem kleinen Land herrscht, und doch hat die Slowakei das negative Bild, das häufig von ihr gezeichnet wird, nicht verdient.Von unserem Korrespondenten
    KAREL BARTAK
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  • KEHRT das Chaos nach Kambodscha zurück? Obwohl die Regierungskoalition in den letzten drei Jahren große Erfolge in der Bekämpfung der Roten Khmer verbuchen konnte, ist sie hoffnungslos zerstritten, und die politische Gewalt feiert in Phnom Penh ein spektakuläres Comeback. Eineinhalb Jahre vor den Parlamentswahlen wirkt dieses Klima der Unsicherheit abschreckend auf ausländische Investoren. Seit 1994 sind rund 400 Millionen Dollar an Privatinvestitionen ins Land geflossen, doch das Finanzministerium schätzt den Bedarf des Königreichs auf das Dreifache.Von
    RAOUL-MARC JENNAR
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  • DIE Welthandelsorganisation WTO gibt sich nicht damit zufrieden, im Bereich des internationalen Handels die Prinzipien des freien Warenverkehrs über andere – kulturelle, soziale oder ökologische – Erwägungen zu stellen. Künftig will sie die Regeln des Wettbewerbs, den Zugang zu staatlichen Aufträgen und die Investitionsgesetzgebung bestimmen. Und dies alles mit Unterstützung der OECD und zum ausschließlichen Nutzen der multinationalen Industrie- und Finanzkonzerne, deren engagierte Sprecher die Regierungen sind.Von
    MARTIN KHOR
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  • Bei den französischen Parlamentswahlen am 25. Mai und 1. Juni geht es nicht nur um nationale Entscheidungen. Vielmehr wird dem Lande von der internationalen Finanzwelt angekreidet, es verhindere mit seinen altmodisch starren Institutionen und Vorschriften einen reibungslosen Vollzug der Globalisierung. Unter den Parolen „Befreiung“ des unternehmerischen Handelns, und „neuer Elan“ sind die Wähler unterderhand aufgefordert, sich blindlings in den Ultraliberalismus zu stürzen.Freilich wird dieser Plan nicht als solcher angekündigt. Premierminister Alain Juppé ließ gar verlauten, er verstehe nicht, was die Begriffe „liberal“ oder „ultraliberal“ bedeuteten. Eine Finte, denn eigentlich weiß man schon im voraus, daß man gewiß nicht das tun wird, was man ankündigt. So überrascht es nicht, daß Präsident Jacques Chirac den europäischen Fahrplan, insbesondere den Termin der gemeinsamen Währung, als Begründung vorgeschoben hat, um das Parlament aufzulösen.Wenn Juppé nicht weiß, was Ultraliberalismus ist, so haben die Bürger das Recht zu erfahren, wie dieser sich im Alltag jener Länder auswirkt (nämlich der USA und Großbritanniens), die unablässig als „erfolgreiche“ Vorbilder angepriesen werden.Von
    BERNARD CASSEN
  • Von
    RÉGIS DEBRAY
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